Issue 2-3/2012  -  ISSN 1470-9570

Themenschwerpunkt: Innovative Wege des Deutschlernens
Gastherausgeber: Sabine Ylönen, Jyväskylä & Ewald Reuter, Tampere

ARTICLES

Einleitung.

Sabine Ylönen, Jyväskylä & Ewald Reuter, Tampere (Seiten 1-2)

Einleitungview pdf (56kb)

Ein didaktisches Interview-Korpus als Ressource für explorative und kollaborative Deutschlernaktivitäten.

Petra Hoffstaedter & Kurt Kohn, Tübingen (Seiten 3-31)

show_abstract view pdf (3181kb)

In diesem Artikel besprechen wir, wie mündliche Interviewkorpora für die Erarbeitung und Bereitstellung thematisch ausgerichteter Kommunikationsmaterialien für das Lehren und Lernen des Deutschen genutzt werden können. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Verbindung eines didaktischen Korpuskonzeptes mit den Möglichkeiten des eLearning im Rahmen einer konstruktivistisch geprägten ‚Blended-Learning'-Umgebung. Anhand des europäischen Lifelong-Learning-Projekts ‚BACKBONE – Corpora for Content and Language Integrated Learning' zeigen wir Lösungswege auf. Insbesondere werden wir auf das sprachdidaktische Potential der neuen Medientechnologien eingehen sowie auf die Herausforderungen, die sich für eine didaktische Umsetzung in Blended-Learning-Szenarien ergeben. In BACKBONE wurden u. a. deutschsprachige Videointerviews zu landeskundlichen Themen durchgeführt und hinsichtlich sprachlernrelevanter Merkmale (z. B. Thema, Grammatik, Lexik, kommunikative Funktionen und GER-Niveau) annotiert. In einem Online-Suchinterface, das thematische, grammatische und lexikalische Suchfunktionen kombiniert, stehen die Interviews zusammen mit Ton/Video-Clips, vorgefertigten Lernmodulen und weiteren explorativ-kollaborativen Sprachlernressourcen als didaktisches Korpus für kostenlose Online-Recherchen zur Verfügung. Lehrende können Korpus-Recherchen durchführen, um ihren Unterricht mit authentischen und thematisch relevanten eLearning-Aktivitäten (z. B. in Moodle) zu bereichern. Für Lernende eröffnen sich Möglichkeiten für selbstständige Lernexplorationen. Die BACKBONE-Korpuswerkzeuge (‚Transcriptor', ‚Annotator', ‚Virtual Resource Pool' und Suchinterface) sind für den ‚Do it yourself'-Gebrauch konzipiert. Sie können von Lehrenden und Sprachlehrinstitutionen im Rahmen einer ‚Open-Source'-Lizenz für die Erstellung und didaktische Nutzung eigener BACKBONE-Korpora verwendet werden.

Finnische Austauschstudierende an deutschsprachigen Universitäten. Chancen und Probleme der sprachlich-kommunikativen Studienvor- und -nachbereitung im Entsendeland.

Ewald Reuter & Brigitte Reuter, Tampere (Seiten 32-74)

show_abstractView Reuterview pdf (259kb)

Obwohl Austauschstudien EU-weit gefördert und zunehmend standardisiert werden, stellt das Fachstudium an einer ausländischen Universität nach wie vor eine sehr große Herausforderung für junge Erwachsene dar, die es zu meistern gilt. Dieser Beitrag berichtet über langjährige Erfahrungen aus einem wissenschaftsbasierten Kurs, der finnische HörerInnen aller Fachbereiche auf ein deutschsprachiges Austauschstudium, d. h. auf die Bewältigung sprachlich-kommunikativer Anforderungen an Hochschulen und Universitäten im deutschen Sprachraum vorbereitet. Nach der einleitenden Bestimmung wissenschaftspropädeutischer Aufgaben und einer kursorischen Darstellung der diesbezüglichen Forschung und Lehre werden exemplarisch Konzept, Ziele, Inhalte und Lernprogression eines prototypischen Vorbreitungskurses dargestellt. Ausführlich dokumentiert und analysiert werden sodann studentische Nach-Austausch-Berichte, an denen insbesondere wahrgenommene Unterschiede zwischen dem Fachstudium in Finnland und im deutschen Sprachraum, aber auch Momente des Kursfeedbacks herausgearbeitet werden. Abschließend werden die Qualitätskriterien des Kurses gewürdigt sowie Forschungsdesiderate und Defizite in der Lehre diskutiert.

Qualitative und quantitative Methoden datengeleiteten Lernens.

Sabine Ylönen, Jyväskylä (Seiten 75-113)

show_abstractView Yloenen view pdf (386kb)

Um den Fremdsprachenunterricht auch in anderen Sprachen als Englisch attraktiv zu gestalten, sind neben sprachenpolitischen vor allem neue didaktisch-methodische Ansätze gefragt. Der Lehreraus- und -weiterbildung kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Im vorliegenden Beitrag wird ein Unterrichtsversuch zum datengeleiteten Lernen in der Sprachenlehrerausbildung vorgestellt. Der Begriff des datengeleiteten Lernens (data-driven learning, DDL) wurde 1991 von Tim Johns für die Verwendung von Korpora und Konkordanzen in Sprachlehre und -lernen eingeführt. Ausgehend von authentischen Kontexten und Aufgabenstellungen ist datengeleitetes Lernen problem- und forschungsorientiert auf die Analyse authentischer Materialien (= Daten) gerichtet. Traditionellem Verständnis nach ermöglicht DDL einen Brückenschlag zwischen grammatikorientierten und kommunikativen Methoden (Hadley 2002). Anhand quantitativer Korpusdaten können beispielsweise strukturelle Regularitäten situations-spezifischer Sprachenverwendung aufgedeckt werden. Ziel unseres Kurses war, das Konzept datengeleiteten Lernens von der Analyse quantitativer Korpusdaten auf eine interpretative Analyse qualitativer Daten auszuweiten. Diskutiert werden sollen die Vor- und Nachteile qualitativer und quantitativer Daten sowie die Möglichkeiten ihrer interpretativen Analyse. Abschließend sollen Erfahrungen aus unserem Kurs zum datengeleiteten Fremdsprachenlernen am Spracheninstitut der Universität Jyväskylä vorgestellt werden, die zeigten, dass die Kursinhalte für die Studierenden eine große Herausforderung darstellten. Diese Ergebnisse bilden die Grundlage für Schlussfolgerungen zur Entwicklung der Sprachenlehrerausbildung.

Mit Internet und sozialen Medien Deutsch lernen. Motivationssteigerung durch "diginative" Lernwege.

Laura Pihkala-Posti, Tampere (Seiten 114-137)

show_abstractView Pihkala-Postiview pdf (750kb)

In diesem Beitrag werden erste Ergebnisse aus einem interdisziplinären Forschungsprojekt vorgestellt, in dem unter anderem der Einsatz des Internets und der sozialen Medien im finnischen DaF-Unterricht geplant, erprobt und ausgewertet wird, um ein pädagogisch sinnvolles, neuartiges E-Learningkonzept zu entwickeln. Die beteiligten Disziplinen sind Sprach-, Erziehungs- und Informationswissenschaften. Pädagogische Gesichtspunkte, vor allem aber das Streben nach einer vielseitigeren Berücksichtigung der verschiedenen Teilbereiche der sprachlichen, kommunikativen und interkulturellen Kompetenz als im früheren E-Learning spielt hier eine zentrale Rolle. In vorliegender Studie werden insbesondere die Durchführung und die zentralen Ergebnisse eines Web-Kurses zur mündlichen Kommunikation auf Deutsch vorgestellt, der im Frühjahr 2010 an der gymnasialen Oberstufe in der Region Tampere, Finnland, verwirklicht wurde. Es handelt sich um einen neuartigen Kurs für mündliche Kommunikation, der als Blended-Learning-Kurs hauptsächlich über das Internet verwirklicht wurde. Aufgrund der ersten Ergebnisse sieht es so aus, dass das Internet, eine Live-Online-Videokonferenz-Plattform und die sozialen Medien einen sprachpädagogischen Mehrwert sowie neue interessante Lernmöglichkeiten bieten. Gerade die durch virtuelle Besuche von Muttersprachlern entstandene Authentizität der Kommunikation scheint die Kursteilnehmer besonders zu motivieren. Ein wichtiges unerwartetes Ergebnis ist der Mehrwert der Chat-Funktion der Plattform, die sich als ein ausgezeichnetes Medium zur laufenden Unterstützung und Korrektur der mündlichen Kommunikation der Schüler erweist.

Kreativ-imitatives Schreiben im DaF-Unterricht.

Nihan Demiryay, Canakkale (Seiten 138-157)

show_abstractView Demiryayview pdf (133KB)

Gegenstand des vorliegenden Beitrages ist das kreativ-imitative Schreiben im DaF-Unterricht, das Studenten zur inhaltlichen und sprachlich-stilistischen Imitation literarischer Gestaltungsmittel anregen soll. In der Untersuchung werden nicht nur Strategien wie das Aufgreifen und Verändern von Motiven aus den literarischen Ausgangstexten berücksichtigt; vor allem wird untersucht, welche sprachlich-stilistischen Gestaltungsmittel die Studenten bei der eigenen Textproduktion aus den literarischen Vorlagen aufgreifen und bei der eigenen Textproduktion anwenden.

Lernen ohne Lehrbuch im DaF-Unterricht – Initiierung eines Pilotprojekts in zwei mittelfinnischen Grundschulen.

Pia Bärlund, Jyväskylä (Seiten 158-184)

show_abstractView Baerlundview pdf (398KB)

Das Lernen des Deutschen in der Schule hat nicht nur in ganz Finnland, sondern auch in der Stadt Jyväskylä drastisch abgenommen. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, wurde Anfang 2010 in Jyväskylä ein nationales Pilotprojekt initiiert, das vom finnischen Zentralamt für Unterrichtswesen finanziert wurde. Zu den Zielen des Projekts gehörten die Entwicklung und Erforschung von Didaktik und Methodik im schulischen Fremdsprachenunterricht sowie des Fremdsprachenerwerbs des Deutschen. Speziell sollte der Einfluss authentischer Lehrmaterialien und authentischen Lernens auf die Motivation und Handlungsfähigkeit von A2-Lernenden untersucht werden. In Jyväskylä lernten ab Herbst 2010 in einem zweijährigen Versuch zwei Schülergruppen der Jahrgangsstufe 5 Deutsch ohne Lehrbuch. In der vorliegenden Studie soll über die Ergebnisse einer ersten Befragung von 21 SchülerInnen im Alter von 11 Jahren (5. Klasse) über ihre Einstellungen zum und Erfahrungen beim Lernen des Deutschen ohne Lehrbuch berichtet werden. Die Befragung wurde im Dezember 2010 anhand eines halbstrukturierten Interviews von 15 – 30 Minuten durchgeführt. Die Interviews wurden mit zusätzlich ethnographisch gesammeltem Forschungsmaterial analysiert und interpretiert.

Brückenschlag zwischen Ingenieurwissenschaften und Deutsch als Fremdsprache – Das ADOK-Projekt: Automatisierung und Deutsch im Online-Kurs.

Claudia Daems, Tampere & Ulrike Eichstädt, Helsinki (Seiten 185-215)

show_abstractView Daems Eichstaedtview pdf (579KB)

Entsprechend den Forderungen der Wirtschaft nach besseren Deutschkenntnissen im technischen Bereich stellen wir in diesem Beitrag ein Projekt vor, das im Rahmen des Lifelong Learning Programms (= LLP) der EU das Curriculum eines Online-Kurses für Deutsch als Fremdsprache und Automatisierung entwickelt. In diesem Kurs erwerben die Studierenden die Grundlagen für die Lösung von Automatisierungsaufgaben, Basisbausteine für die Kundenkommunikation auf Deutsch und eine Lesestrategie für die Entschlüsselung von deutschsprachigen technischen Texten. Der fachübergreifende Kurs simuliert ein internationales Projekt von der Bestellung bis zur Inbetriebnahme einer Ampelanlagen-Steuerung. Dabei kommen verschiedene Lernmethoden zum Einsatz. Das dreijährige Projekt wurde im Oktober 2009 gestartet, der Pilotkurs wird Anfang 2012 durchgeführt und evaluiert, die gesamte Projektarbeit wurde voraussichtlich Ende 2012 abgeschlossen werden. Das Projektkonsortium besteht aus vier Hochschulen und drei Firmen.

Konstruktionsgrammatik: innovative Wege für den DaF-Unterricht, insbesondere den Grammatikunterricht?

Jouni Rostila, Helsinki (Seiten 216-237)

show_abstractView Rostilaview pdf (180KB)

Die Thesen und empirischen Forschungsergebnisse der Konstruktionsgrammatik, einer zunehmend populär werdenden Sprachtheorie, lassen es plausibel erscheinen, dass auch ältere Lerner zum natürlichen Fremdsprachenlernen fähig sind. Anders als die lange Zeit maßgebliche Sprachtheorie Chomskys es erwarten lässt, scheint aus der Sicht der Konstruktionsgrammatik sogar natürlicher Grammatikerwerb möglich zu sein, wenn Lerner Zielstrukturen-Input mit bestimmten Frequenzverhältnissen ausgesetzt werden. Dieser Beitrag erörtert die theoretischen Grundlagen eines solchen Ansatzes und evaluiert die praktische Anwendbarkeit rezenter Vorschläge, Regellernen mit natürlichem Input auszulösen. Der Schwerpunkt der Betrachtung liegt auf der Anwendbarkeit dieses Ansatzes im Deutschunterricht, da Grammatik gerade hier einen besonderen Problembereich darstellen könnte. Es wird auch kurz auf die Frage eingegangen, worin denn die wahren Hindernisse des natürlichen Grammatiklernens in späterem Alter bestehen könnten, wenn nicht im Überschreiten einer kritischen Periode.

top

REVIEWS

Deutschland als fremde Kultur: Vermittlungsverfahren in Touristenführungen .

(2010) von Marcella Costa und Bernd Müller-Jacquier (Hrsg.)
Rezensiert von Michael Seyfarth, Leipzig (Seiten 238-241)

View rez Seyfarthview pdf (28kb)

top

Hueber_sponsor_link

Das Hueber-Portal für DaF/DaZ-Kursleiter und –Lehrer bietet zahlreiche nützliche Online-Services für Ihren Unterricht: www.hueber.de/deutsch-als-fremdsprache

Besuchen Sie auch den Infoservice zu:
Fremdsprache Deutsch - Zeitschrift für die Praxis des Deutschunterrichts
Herausgegeben vom Hueber Verlag in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut
www.hueber.de/fremdsprache-deutsch

Hueber sponsor link

Peter Lang Advertisement