Issue 3/2019  -  ISSN 1470-9570

Sondernummer zum Thema: Zwischen postkolonialem Diskurs, Debatte um geteilte Geschichte und kulturelles Mittlertum
Gastherausgeber: Albert Gouaffo, Dschang (Cameroon), Guido Rings, Cambridge (UK) & Stephan Wolting, Poznan (Poland)

FOREWORD

Vorwort zum Themenheft: Zur heutigen Funktion der Germanistik und der deutschen Sprache in Westfafrika

Albert Gouaffo, Guido Rings & Stephan Wolting (pages 1-5)

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ARTICLES

Zur interkulturellen Verständigung in Jens Johannes Kramers Roman Die Stadt unter den Steinen

Boaméman Douti, Lomé (Togo) (pages 6-19)

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Die mit der Globalisierung einhergehende Wanderung der Kulturen zwingt den Menschen innerhalb ebenso wie außerhalb des eigenen Landes, mit dem Fremden umzugehen. Daher ist es wichtig, nach Strategien zu suchen, die ein gelungenes Zusammenleben der Kulturen ermöglichen können. Vor diesem Hintergrund untersucht der vorliegende Aufsatz die ästhetische Darstellung der interkulturellen Verständigung in Kramers Roman Die Stadt unter den Steinen, der zu den wichtigsten interkulturellen Texten der deutschen Gegenwartliteratur zählt (Göttsche 2003), bisher in der Literaturwissenschaft aber leider wenig Beachtung gefunden hat. Im Text geht es um „Fetischmenschen” und „Christenmenschen”, die friedlich miteinander umgehen und ihre Kulturen austauschen. Diese Geschichte des Romans spiegelt und diskutiert die im heutigen Zeitalter der Terroranschläge erwünschte Toleranz und Verständigung der Kulturen, obwohl oder gerade weil sie bis in die Periode der Christianisierung der afrikanischen Länder zurückgeht.

Fremdsprachenlehre in kamerunischen Schulen: neue Chancen für Germanistik und Germanisten?

Destin Feutseu Dassi, Tombel (Kamerun) (pages 20-30)

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Das kamerunische Schulsystem besteht aus zwei Subsystemen, dem frankophonen und dem anglophonen. Diese beiden Subsysteme bestehen wiederum aus zwei Teilen. Im ersten Teil ist die Bildung allgemein und nicht berufspraktisch orientiert, im zweiten wiederum ist sie berufspraktisch bzw. technisch orientiert. Diese Differenzierung entspricht einer Heterogenität im kamerunischen Schulsystem, das nicht einheitlich organisiert ist. Daraus resultiert, dass der fremdsprachliche Unterricht als Teil des Schulprogramms nur in den nicht-berufspraktischen Schulen gelehrt wird. Dessen Schüler haben im frankophonen Subsystem Gelegenheit, Fremdsprachen wie Deutsch, Spanisch, und seit einigen Jahren auch Italienisch und Chinesisch als Unterrichtsfach zu belegen. Mit dem Streben nach Harmonisierung des Schulsystems aber sind die oben erwähnten Fremdsprachen seit Beginn des Schuljahres 2017-2018 auch in kamerunischen technischen Gymnasien und Realschulen vertreten. Diese Erweiterung bietet neue Chancen für Germanisten und die Germanistik in Kamerun, denn die Zahl der Schüler, die Deutsch in den Schulen lernen, vergrößert sich, und folgerichtig werden mehr Deutschlehrer gebraucht. Dies bedeutet, dass die deutsche Sprache eine gesicherte Zukunft in Kamerun hat; die Unterzeichnung eines Vertrages zur Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Technologie FOTSO Victor (IUT Bandjoun) und der Firma Mercedes für den Fachbereich Mechatronik ist ein Beleg dafür.

Zur Literaturdidaktik für die Deutschlehrerausbildung in Burkina Faso: Vorschläge am Beispiel von Wie kommt das Salz ins Meer? und Sous l’orage

Jean-Claude Bationo, Ouagadougou (Burkina Faso) (pages 31-48)

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Im Lehrplan des Deutschunterrichts sowie in der Deutschlehreraubildung in Burkina Faso wird das Behandeln von deutscher Literatur empfohlen. Dennoch ist in der Unterrichtspraxis am Gymnasium festzustellen, dass die Literatur keinen großen Stellenwert beim Erwerb der Fremdsprache Deutsch einnimmt. Dieses Defizit kann gelöst werden, indem Lehramtsstudierende dazu befähigt werden, literarische Werke zu didaktisieren. Deshalb diskutiert der vorliegende Vortrag die Wichtigkeit der Literaturdidaktik in der Deutschlehrerausbildung am Beispiel von zwei Romanen, Wie kommt das Salz ins Meer? von Brigitte Schwaiger und Sous l’orage von Seydou Badian. Diese beiden Romane der 70er-Jahre wurden ausgewählt, weil sie eine vergleichbare gesellschaftliche Ordnung darstellen, über die das Konfliktpotential der Ehe und das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft näher untersucht werden kann. Insbesondere zielt die Didaktisierung der beiden Romane darauf ab, den Prozess der Befreiung der deutschen Frau im Kontext des patriarchalischen Wertesystems zu hinterfragen und damit zugleich auch Räume für die Betrachtung der Menschenrechte in Afrika zu eröffnen. Darüber hinaus können die Lehramtsstudierenden sensibilisiert werden, Textauszüge aus diesen Romanen für den Deutschunterricht auszuwählen sowie zu didaktisieren und nicht zuletzt auch von den SchülernInnen übersetzen zu lassen.

Übersetzen als Landeskundevermittlung: Zur Analyse von Bertolt Brechts Nouvelles im germanistisch-westafrikanischen Kontext

Louis Ndong, Dakar (Senegal) (pages 49-61)

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By drawing on selected texts from Bertolt Brecht, this study aims to explore the importance of footnotes as strategy to transmit key aspects of civilization, geography (regions, cities, rivers in Germany etc.) and history (Thirty Years´ War) in German studies.

Störenfried Burton, oder die Grenzen der kolonialen Ordnung

James Orao, Nairobi (Kenia) (pages 62-74)

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In Der Weltensammler schafft Trojanow einen „revisionistischen historischen Roman”, der den kolonialen Diskurs destabilisiert. Damit trägt Der Weltensammler zur Relativierung oder gar zur Dezentrierung der europäischen Subjektpositionen bei. Im Folgenden wird aufgezeigt, wie die Störungen der kolonialen Ordnungen in Trojanows Roman inszeniert werden. Insbesondere werden die durch die Protagonisten hervorgerufenen diskursiven Konstellationen und die Grenzen der wahrgenommenen kolonialen Ordnungen hinterfragt. Mit Burton als Hauptfigur und Provokateur erzielt der Roman meines Erachtens nach eine sehr überzeugende kritische Auseinandersetzung mit Diskursen von Ordnung und Bedrohung sowie mit den Wahrnehmungsmustern in einer Zeit existentieller Unruhe.

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Erich Schmidt Verlag

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