Langenscheidt e-Handwörterbuch Englisch

 

Englisch-Deutsch, Deutsch-Englisch, Version 4.0, 2003, 1 CD-ROM, ISBN 3-468-90990-X, 79,00 € 

 

Rezensiert von Christopher Hall, Joensuu

 

 

Langenscheidts e-Handwörterbuch Englisch ist der Nachfolger vom erfolgreichen Handwörterbuch Englisch der PC-Bibliothek, das in den 90er Jahren den Maßstab für deutsch-englische elektronische Wörterbücher setzte und z.B. in einem Vergleich mit anderen zwei- und einsprachigen Wörterbüchern in dieser Zeitschrift sehr gut abschnitt (s. Hall 2000). Bei der rasanten Entwicklung der Computertechnologie kann es sich ein Verlag wie Langenscheidt aber nicht erlauben, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. So wird jetzt eine neue Version des Handwörterbuchs vorgelegt mit (laut Begleitheft) „völlig neu entwickelter Software”.

Die wichtigsten Neuerungen dieser Version sind:

·   eine neu gestaltete Oberfläche

·   verbesserte Suchmöglichkeiten

·   ein vergrößerter und aktualisierter Wortschatz

·   Aktualisierung aus dem Internet

·   die Vertonung von einigen Stichwörtern

·   die Pop-up-Funktion.

 

Die alte Oberfläche war zwar lesbar, sie ähnelte aber noch einer dicht beschriebenen Wörterbuchseite. Demgegenüber ist die neue Oberfläche vereinfacht und für das Lesen am Bildschirm gestaltet worden: sie ist klarer, hat eine größere Schrift und macht guten Gebrauch von Farben und Fettdruck.

Schon in der alten Version waren die Suchmöglichkeiten des Handwörterbuchs eindrucksvoll: neben der Stichwortsuche gab es die Volltextsuche (bei der Wörter innerhalb von Einträgen gefunden werden), die schreibungstolerante Suche (bei der das gesuchte Wort auch dann gefunden werden kann, wenn es nicht ganz richtig geschrieben wurde), man konnte durch eine Tastenkombination direkt aus einer anderen Anwendung (z.B. einem Textverarbeitungsprogramm oder dem Internet) direkt ein Wort im Wörterbuch nachschlagen, usw. Ein großes Problem beim Nachschlagen eines Wortes direkt aus einem Textdokument war allerdings in der alten Version die Tatsache, dass die Wörter oft nicht in der Grundform, sondern in einer flektierten Form stehen. So bekam man, wenn man Formen wie ging, litten oder Bücher nachschlug, nur eine Fehlermeldung. In der neuen Version ist dieses Problem gelöst worden, so dass man jetzt auch nach flektierten Formen suchen kann. Manchmal muss man die richtige Grundform aus einer Reihe von angebotenen Alternativen suchen, z.B. ergibt die Suche nach flucht neben ‚fluchen’ auch ‚Flucht’, wäre ergibt neben ‚sein’ auch ‚Ware’, käme neben ‚kommen’ auch ‚Kamel’, gab neben ‚geben’ auch ‚Gabardine’ und engl. ‚gab’, aber dies verursacht keine Probleme. Die meisten flektierten Formen scheinen enthalten zu sein, z.B. auch Konjunktiv II-Formen wie verstände, stünde und böte, aber einige seltenere Formen fehlen, wie buk und verstünde. Das Wörterbuch enthält 65 Sachgebiete (u.a. ‚EU’, ‚Handel und Wirtschaft’, ‚Jagd’), die einerseits helfen, Suchen einzuengen, aber andererseits auch Lernern eine Möglichkeit bieten, ihren Wortschatz systematisch auf einem Fachgebiet zu erweitern, was einer der großen Vorteile von elektronischen Wörterbüchern gegenüber Printwörterbüchern ist.

Der Wortschatz des e-Handwörterbuchs wird jetzt mit 245 000 Stichwörter und Wendungen angegeben, eine Zunahme von etwa 25 000 gegenüber der alten Version. Die Wörter, die hinzugekommen sind, scheinen größtenteils neue Wörter zu sein, z.B. aus der Computersprache (die wohl alle Benutzer eines elektronischen Wörterbuchs interessiert): cascading menu (‚Untermenü’), e-mail (‚E-Mail’), graphics card (‚Graphikkarte’), netiquette (‚Netiquette, Netikette’), portal (‚Portal, Startseite’), WAP phone (‚WAP-Handy’). Diese alle haben in der alten Version gefehlt. Bei manchen Begriffen wird keine Übersetzung, sondern nur eine Erklärung angeboten, (heißt das, dass die englischen Wörter ins Deutsche übernommen werden können?), z.B. applet, internet phone. Einen Eindruck von der Breite des Wortschatzes, wieder am Beispiel der Computersprache, ergibt eine Volltextsuche nach dem Begriff ‚Computer’. Damit trifft man alle Einträge im Wörterbuch, die das Wort ‚Computer’ enthalten. Diese Suche erzielte 989 Treffer, 533 im deutsch-englischen Teil und 456 im englisch-deutschen Teil. Eine solche Liste aufgrund einer Volltextsuche kann genauso wie die Listen der Sachgebiete für Wortschatzerweiterungsarbeit nützlich sein. Insgesamt ist der Wortschatz der neuen Version ausgezeichnet, das Fehlen von gebräuchlichen Wörtern wie landline (telephone) ist die Ausnahme.

Eine große Verbesserung gegenüber der alten Version ist die Hinzunahme von Ton für die Aussprache. Dies wird seit Jahren in Multimedia-Anwendungen gemacht und wird auch seit längerem bei manchen anderen elektronischen Wörterbüchern angeboten. Hier sind rund 15 000 englische Stichwörter vertont, manche mit britischer und amerikanischer Aussprache. Bei den anderen englischen Stichwörtern wird die Aussprache in der phonetischen Lautschrift angegeben. Vom Standpunkt englischsprachiger Deutschlernender ist bedauerlich, dass die Aussprache des Deutschen überhaupt nicht angegeben wird. Lernende haben z.B. oft Probleme mit der Betonung von deutschen Wörtern, aber auch dazu ist in diesem Wörterbuch keine Information enthalten.

Die Möglichkeit, elektronische Wörterbücher und Lexika zu aktualisieren, statt in regelmäßigen Abständen eine ganz neue Version kaufen zu müssen, könnte große Ersparnisse für die Benutzer bedeuten. Für die neue Version bietet Langenscheidt eine kostenlose Aktualisierung aus dem Internet: man muss sich zuerst beim Verlag registrieren, bekommt dann ein Passwort per E-Mail zugeschickt, mit dem man die Aktualisierung aus dem Internet herunterladen kann. Dies geht sehr einfach vom Wörterbuch aus (man braucht also nicht die Langenscheidt-Webseite aufzumachen). Die Anweisungen im Hilfefenster sind von vorbildlicher Klarheit und das Herunterladen selbst geht in wenigen Sekunden. Die jetzige Aktualisierung (am 1.11.03) brachte 743 neue Einträge für die englisch-deutschen und deutsch-englischen Teile zusammen.

Eine der größten Veränderungen dieser neuen Version ist die Pop-up-Funktion, die zum ersten Mal im Langenscheidt Pop-up-Wörterbuch XL in den späten 90er Jahren erschien. Damals funktionierte die Pop-up-Funktion nur vom Englischen ins Deutsche, jetzt in beiden Richtungen, und hier kann man zwischen der ‚Standardansicht’ und der Pop-up-Funktion wählen. Wenn die Pop-up-Funktion eingeschaltet ist, läuft das Wörterbuch im Hintergrund, und man kann ein Wort direkt aus einem Text (z.B. im Internet) durch einen Klick der rechten Maustaste nachschlagen. Die Übersetzung erscheint in einem kleinen Fenster (in Form einer Sprechblase) in der Textseite direkt neben dem nachgeschlagenen Wort. Die Pop-up-Suche findet auch flektierte Formen, genauso wie die Standardansicht, bei der Suche nach Komposita ist sie sogar der Standardansicht überlegen. Komposita sind ein Problem für Wörterbücher des Deutschen: sie können so frei gebildet werden, dass es nicht möglich ist, alle in einem Wörterbuch aufzunehmen. Wenn ein Kompositum in der neuen Version des e-Handwörterbuchs nicht vorhanden ist, wird es in seine Teile zerlegt, z.B. wird bei Baumart ‚Baum’ und ‚Art’ angegeben, bei Grammatikübungen ‚Grammatik’ und ‚Übung’ bei Bedeutungsunterschieds ‚Bedeutung’ und ‚Unterschied’. Auf ähnliche Weise wird beim Substantiv Aktualisierung das Verb ‚aktualisieren’ angegeben. Diese Zerlegung von Komposita funktioniert allerdings nicht immer, z.B. wird bei Pflanzenart nur ‚Pflanze’ und bei Selektionskriterien nur ‚Selektion’ angegeben. Trotz dieser Mängel  ist die Pop-up-Funktion eine große Hilfe, wenn man elektronische Texte liest und eine schnelle Übersetzung braucht.

Probleme mit dem neuen e-Handwörterbuch gab es eigentlich keine, allerdings gibt es Bereiche, wo Verbesserungen gemacht werden könnten:

·   Trennbare Verben wie aufhören und zunehmen erkennt die Pop-up-Suche im Augenblick nur, wenn die Teile zusammen in einem Wort sind, z.B. aufführt, zugenommen. Wenn sie getrennt sind, werden nur die einfachen Verben erkannt. Wenn man z.B. auf hört und nimmt in Sie hört auf zu arbeiten und Er nimmt ständig zu klickt, werden nur die einfachen Verben ‚hören’ und ‚nehmen’ erkannt. Eine Verbesserung der Suche nach mehrteiligen Verben und anderen Mehrwortbegriffen hat sicher hohe Priorität für kommende Ausgaben des Wörterbuchs.

·   Das e-Handwörterbuch enthält weiterhin keine Bilder, obwohl Bilder in vielen Fällen für die Erklärung von Begriffen nützlich sind und in manchen anderen elektronischen Wörterbüchern enthalten sind.

·   Vor allem auf langsameren Computern gibt es ein kleines Problem mit dem Eintippen von Wörtern in der Standardansicht. Beim Eintippen eines Wortes sucht das Programm schon nach wenigen Buchstaben die richtige Stelle in der Wortliste. Während dieser Suche werden keine neuen Buchstaben angenommen, so dass man oft ein ganzes Wort eingetippt hat und feststellen muss, dass einige Buchstaben daraus fehlen und dass man deswegen an der falschen Stelle in der Wortliste ist. Dies funktionierte besser in der alten Version des Handwörterbuchs.

Diese Punkte sind aber relativ unbedeutend, verglichen mit den vielen Vorteilen des neuen e-Handwörterbuchs. Die Stärken der PC-Bibliothek sind beibehalten oder weiterentwickelt worden, z.B. die Möglichkeit, Einträge zu bearbeiten oder eigene Einträge hinzuzufügen, und die Benutzung mit anderen Wörterbüchern (verschiedene Duden-Wörterbücher, Brockhaus-Enzyklopädie) ist weiterhin möglich. Insgesamt ist dies eine gelungene neue Version, die einen echten Fortschritt gegenüber der älteren Version darstellt.

 

Systemvoraussetzungen: Ab Windows 95/98, ab Windows NT 4.0/2000/XP. Ab Pentium 1, 8 MB RAM, ca. 50 MB freier Festplattenspeicher. Grafikkarte mit mind. 800x600 Auflösung, High Color (mind. 32 000 Farben), Soundkarte, CD-ROM-Laufwerk.

 

Literatur

Hall, C. (2000) German dictionaries for the PC. A survey from the perspective of the language learner. German as a Foreign Language 2/2000, 64–100.