Deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur:

 

Zugänge und Bewertungskriterien im Wandel

 

 

Norbert Pachler, London

 

 

In den 70er und 80er Jahren hat die Kinder- und Jugendliteratur (KJL) eine Entwicklung durchgemacht, die mit dem von Hans-Heino Ewers (1990: 77) geprägten Terminus 'Literarisierung' begrifflich gefasst sei. Sie geht Hand in Hand mit einem Paradigmenwechsel in der KJL-Kritik (vgl. Ewers 1993), deren gegenwärtiger Zustand in diesem Beitrag ebenso zur Darstellung kommen soll wie eine fragmentarische Andeutung deren jüngerer diachroner Entwicklung. Als Ursache für die sog. 'Literarisierung' der KJL kann ein Wandel des Bildes und des Status von Kindheit und Jugend angenommen werden. Als Bezugspunkt für die Beschäftigung mit Forschungsbeiträgen sei hier die These vertreten, zwischen dem Wandel der KJL-Kritik, dem der KJL und dem des Bildes von Kindheit und Jugend bestehe ein Kausalnexus. Die Skizzierung dieses Kausalzusammenhangs in der Form der Aufarbeitung des gegenwärtigen Diskussionsstandes in der KJL-Forschung ist die Aufgabe dieses Beitrags. Es handelt sich also um einen Überblick über Forschungsergebnisse der KJL-Kritik.

 

1. Vorbemerkungen

Der Begriff 'Zugänge' zur Literatur sei in diesem Zusammenhang im Spannungsfeld zwischen "anthropologischer" (Friedrich 1990: 11) (d.h. leserInnenbezogener) und literarischer (textbezogener) Kritik verstanden. Es soll der Versuch unternommen werden, die von T.S. Eliot in The Use of Poetry and the Use of Criticism 1933 auf den Punkt gebrachte Aufgabe von Literaturkritik überhaupt anhand der KJL zu problematisieren:

The rudiment of criticism is the ability to select a good poem and reject a bad poem: and its most severe test is of its ability to select a good new poem, to respond properly to a new situation. (zit. nach Townsend 1971 in Hunt 1990: 66)

Besonders gilt es der Frage nach der Beschaffenheit der KJL-Kritik deshalb nachzugehen, weil in einer Zeit von inflationärer KJL-Produktion und Publikation (vgl. z.B. Hurrelmann 1992) eine qualitativ hochwertige und ernst zu nehmende KJL-Kritik mehr und mehr von Nöten ist, um sozusagen die Spreu vom Weizen trennen zu können. Die dabei — wenn überhaupt — zur Anwendung kommenden Entscheidungskriterien gilt es zu eruieren und einer kritischen Prüfung zu unterziehen.

Es spricht einiges dafür, dass eine Auseinandersetzung mit dem Wandel in den Zugängen der KJL-Kritik nur in der Form einer Aufarbeitung des bzw. einer Stellungnahme zum aktuellen Stand(es) der Selbstreflexion der KJL-Kritik erfolgen kann. Zu grundlegend und wegweisend sind die – qualitativ durchaus auf dem Niveau der Literaturkritik als solcher stehenden — Beiträge zu diesem Themenkomplex. Für den deutschsprachigen Raum besonders zu erwähnen ist das Bemühen von Ewers, die Weiterentwicklung der KJL-Kritik zu betreiben und eine Diskussion darüber in Fachkreisen zu initiieren, an der sich viele namhafte bundesdeutsche KJL-KritikerInnen beteiligt haben, seien es vorwiegend literaturwissenschaftlich argumentierende ForscherInnen (z.B. Winfred Kaminski, Maria Lypp), DidaktikerInnen (z.B. Malte Dahrendorf, Bettina Hurrelmann) oder JournalistInnen und KritikerInnen (z.B. Ute Blaich, Barbara Scharioth). Es gibt und gab auch österreichische Beiträge zur Diskussion um die KJL-Kritik, wenn diese auch eher an der Peripherie bleiben und unter betont weniger theoretischen und eher pragmatischen Gesichtspunkten argumentieren als ihre bundesdeutschen KollegInnen (z.B. Helmut Leiter, Lucia Binder, Christa Ellbogen). Aber auch die englischsprachige KJL-Kritik hat einige interessante Beiträge zur KJL-Kritik hervorgebracht, deren partieller Einbezug in diese Auseinandersetzung mit der KJL-Kritik durchaus erkenntnisfördernd erscheint (z.B. J. R. Townsend, Peter Hunt oder Jack Zipes). In der Folge werden einige Positionen dieser Forschungsbeiträge kommentierend referiert.

 

2. Zur Veränderung von Bild und Status von Kindheit und Jugend:

Der weiter oben vertretenen These zufolge kann die von KritikerInnen vermehrt konstatierte 'Literarisierung' der KJL oder die sog. 'neue Kinderliteratur' (Dahrendorf 1988: 34) nur von den ihr zugrunde liegenden gesellschaftspolitischen Voraussetzungen und vom Wandel des Bildes von Kindheit und Jugend her verstanden werden. Dieser Meinung ist auch Malte Dahrendorf, wenn er die Vermutung ausspricht,

daß Veränderungen im gesellschaftlichen Status 'Kind' an Veränderungen in den Erzählhaltungen und -intentionen der Kinderliteratur erkennbar bzw. kenntlich zu machen sind (Dahrendorf 1985: 21).

Daraus lässt sich folgern, dass sich ästhetischen Ansprüchen genügende (KJ)Literatur, Literatur mit literarischer Wertigkeit eben, unter anderem kritisch mit der Realität der Zielgruppe auseinanderzusetzen und Erkenntnisgewinn und Lesevergnügen zu ermöglichen hat (vgl. Dahrendorf 1985: 24-25.; 1990: 34). Sie soll auch die Konventionen des gewählten Genres gut handhaben. Erst durch die kritische Auseinandersetzung mit der Realität der Zielgruppe, durch die Bereitstellung von Interpretationsangeboten und die Provokation einer eigenständigen Auseinandersetzung der RezipientInnen mit den jeweils aktuellen Themen könne Literatur zu einem ästhetischen Erlebnis werden (vgl. Dahrendorf 1985: 38).

So stellt sich vor der Beantwortung der Frage nach dem Wandel der Zugänge und Bewertungskriterien von (KJ)Literatur die Frage nach der Funktion von Literatur. Was hat Literatur zu bieten, um eine (kritische) Auseinandersetzung mit ihr zu rechtfertigen? Potenziell und mit Townsend gesprochen:

... enjoyment: enjoyment not only in the shallow sense of easy pleasure, but enjoyment of a profounder kind; enjoyment of the shaping by art of the raw material of life, and enjoyment, too, of the skill with which that shaping is performed; enjoyment in the stretching of one's imagination, the deepening of one's experience, and the heightening of one's awareness. (Townsend 1971 in Hunt 1990: 60)

Hat eine solche Literatur im heutigen kindlichen und jugendlichen Alltag Platz? Ist die Zielgruppe für ästhetische Werte dieser Art schon zugleich aber auch noch aufnahmebereit?

"Gegenwärtig ist Kindheit... Medienkindheit". Diese lakonische Feststellung Winfred Kaminskis (1987: 12) kann auch 15 Jahre später noch immer als eine gelungene Bestandsaufnahme der heutigen Kindheit gelten, die — wie Hans-Christian Kirsch (vgl. 1971: 1719) schon vor einiger Zeit feststellte — geprägt ist von Fernsehen, Unterhaltungselektronik und von Verschulung; sie erlaube nur bedingt Erfahrungsmöglichkeiten aus erster Hand; Medienkonsum ersetze zwischenmenschliche Kommunikation; Technik präge die Wahrnehmung von Umwelt. Die herkömmlichen Rollenbilder und Autoritätsstrukturen des gesellschaftlichen Interaktionsfeldes würden sukzessive in Frage gestellt und die familiären Strukturen tendierten zunehmend zu berufstätigen, alleinerziehenden Müttern und Vätern. Der Trend hin zu Erfahrungen virtueller Art wurde durch das Internet und durch Computerspiele in den letzten Jahren sehr verstärkt (vgl. z.B. Tapscott 1998).

Für die Jugendlichen sind — so Dahrendorf (vgl. 1986b: 112) — 'Subkulturen' und Peergroups repräsentativ; dort könnten die Heranwachsenden ihren Bedürfnissen, ihrer Entfremdung und dem Nichtverstehen bzw. Nicht-Verstandenwerden von der älteren Generation Ausdruck verleihen. Soweit sie Eingliederung in die Arbeitswelt finden — stellt Kirsch (vgl. 1971: 1719-20) fest —, erwarte sie oft Monotonie und Sinnlosigkeit arbeitsteiliger, vorprogrammierter Handlungsabläufe; in ihrer Freizeit würden sie sich mit der Begrenzung autonomer Räume und dem Fehlen eines kohärenten Angebots zum sinnvollen Zeitvertreib konfrontiert sehen. Oder sie suchen im virtuellen Raum Zuflucht.

Zwar ist Dahrendorfs Prognose der Marginalisierung der Kinder und Jugendlichen im Wirtschaftsprozess (vgl. 1980: 18) nicht eingetreten — Kinder sind heute ihrer Kaufkraft wegen heiß umworben — doch ein Rückgang von authentisch-realen, d.h. nicht-virtuellen Spielmöglichkeiten und die Verstärkung der Entfremdung durch die Schule aufgrund intensivierten Leistungsdenkens kann verstärkt festgestellt werden. Kinder und Jugendliche leben in einer Art von Gesellschaft, in der für sie nur an der Peripherie Platz ist (vgl. Langbein und Rottenberg 1993: 84-85); einer Gesellschaft, in der sie wegen ihrer tristen Lebensumstände von den Medien vor allem Kompensation, Eskapismus und "Scheinerfüllung ihrer real nicht zu befriedigenden Bedürfnisse: nach Abenteuer, Selbstbestimmung, Handlungsmöglichkeiten, ... sinnlichem Erleben, Aggressionsabfuhr, (und) sexueller Erfüllung" (Dahrendorf 1980: 20) erwarten.

Wie Kaminski (vgl. 1987: 13) treffend feststellt, hat die KJL durchaus das Potenzial zur Artikulation von Unbehagen an den tristen Lebensbedingungen, denn sie hat den anderen Medien gegenüber den Vorteil, durch aktive, kreative Rezeption und individuelle Interpretation eine geistige Umsetzung des Gelesenen in der Fantasie vorauszusetzen. Im Vergleich zu anderen Medien, wie z.B. Simulationen oder Computerspielen, reicht beim KJL-Buch eine passive Konsumhaltung nicht aus – es ist eine aktive Rezeptionshaltung gefordert.

Um das Potenzial an Gegengewicht nutzen zu können und damit die KJL von der intendierten Zielgruppe überhaupt erst rezipiert wird — besonders in Anbetracht der zunehmenden Konkurrenz durch die neuen Medien —, bedarf es des Ernstnehmens der kind- bzw. jugendlichen Bedürfnisse; es bedarf — in Anlehnung an Dahrendorf (vgl. 1986: 109) — einer KJL, die sowohl der bürgerlichen 'Schonraum-Vorstellung' als auch deren Funktion zur Sozialisation im Interesse der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Wertvorstellungen abschwört; es bedarf einer Öffnung der KJL gegenüber den aktuellen Themen der Zeit, in der sie wirken soll, (z.B.: "Zukunftsangst, Arbeitsplatzangst, Angst vor Umweltzerstörung, Schwierigkeiten mit der Sexualität, Wohnungsprobleme(n), Politikskandale(n), Fadesse in der Schule" (Zelewitz 1989: 8)) und einer ihnen ästhetisch gerecht werdenden Darstellung; es bedarf in Anlehnung an Dahrendorf (vgl. 1988: 37) und H. Pachler (vgl. 1990: 35) weiters einer Literatur, die einerseits persönlichkeitsbildend ist und andererseits zur Einnahme eines Standpunktes in der Gesellschaft befähigt; einer Literatur, die thematisch, sprachlich und erzählstrukturell speziell auf die entwicklungs-psychologischen Besonderheiten von Kindheit bzw. Jugend abgestimmt ist (vgl. Dahrendorf 1985: 38); und einer Literatur, die als Entwurf einer alternativen Wirklichkeit gelesen werden könne, die nicht nur Hilfe zum Zurechtfinden in der Lebenswirklichkeit biete, sondern diese auch kritisch hinterfrage (vgl. die didaktischen Funktionen der KJL bei Dahrendorf 1987: 10-11).

Die Berücksichtigung des Wandels im Bild und Status von Kindheit und Jugend durch die KJL scheint unumgänglich, soll diese von der intendierten Zielgruppe gelesen und ernst genommen werden.

 

3. Zur gegenwärtigen Situation der KJL:

Obwohl die jüngere Entwicklung und der gegenwärtige Zustand der KJL nicht direkt Thema dieses Überblicks sind, scheint ein kurzer Exkurs über deren 'tiefgreifenden Strukturwandel" (Ewers 1993: 7) während und nach der 68er Studentenbewegung dennoch eine wichtige Voraussetzung für eine Skizzierung diachroner Entwicklungen (literaturkritischer) Zugänge zur KJL und deren Beurteilungskriterien zu sein. Denn — wie schon festgestellt — scheint die zu skizzierende Entwicklung der KJL-Kritik vom "gebrauchsorientierten Besprechungs- Informationsdienst" (Ewers 1988: 3) zur literarischen und textbezogenen KJL-Kritik vor allem mit den Literarisierungstendenzen der KJL zusammenzuhängen.

Im vorigen Abschnitt ging es mitunter darum, zu zeigen, wie die KJL nach Meinung vorliegender Forschungsergebnisse thematisch, sprachlich und erzählstrukturell beschaffen sein muss, um der Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen gerecht zu werden. Nun gilt es die Frage zu erörtern, welche Wandlungen die KJL in den letzten Jahrzehnten — wenn überhaupt — durchgemacht hat und ob sie das weiter oben als Voraussetzung für die Aufnahme durch die Zielgruppe eruierte zeitdiagnostische Potenzial und den kritischen Bezug zur kindlichen bzw. jugendlichen Lebenswirklichkeit vorweisen kann.

Aus Abhandlungen zur historischen Entwicklung der KJL (z.B. Dahrendorf 1988: 34-42; Kaminski 1987: 28-34) wissen wir, dass die KJL sich gegen Ende der 60er Jahre zum ersten Mal wirklich aus der Verkrustung der bürgerlichen Wertvorstellungen zu lösen begann, als die sog. 'Schmutz- und Schund-Bewegung' und das von ihr propagierte 'gute Jugendbuch' als ideologielastig bloßgestellt wurde. Im Zuge der Studentenrevolte — so Kaminski (1987: 31 ) — sei ihr "pädagogisch restaurativer Kern" herausgearbeitet und durch die neuen ldeen der Sozialisationsforschung und der liberalen Sexualerziehung ersetzt worden. Diese sog. anti-autoritäre KJL sei einige Zeit lang linkslastig gewesen. Die anti-autoritären Entwicklungen seien jedoch nicht von Dauer gewesen und hätten sich bald zu einer emanzipatorischen KJL abgeschwächt. Die emanzipatorische KJL ließe sich durch sehr großen Optimismus bezüglich ihres Konfliktlösungspotenzials charakterisieren. Sie sei Mitte der 70er Jahre wegen ihrer vermeintlichen "Überschätzung kindlicher Verstehens- und Handlungsmöglichkeiten" (Kaminski 1987: 36), wegen ihrer belehrenden Struktur und nicht zuletzt wegen des sich zunehmend verschärfenden politischen und ökonomischen Klimas ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Die KJL-Szene habe sich aber — auch durch die Gründung neuer Verlage — grundlegend verändert. Dahrendorf (1988: 34 und 41) sieht in der Literatur dieser Zeit die Anfänge der 'neuen Kinderliteratur' wurzeln ebenso wie das Einsetzen einer Enttabuisierung und einer Ausweitung der der KJL zur Verfügung stehenden Themen auf Politik, Faschismus, Dritte Welt, Arbeit, Liebe, Sexualität, Rollenverteilung etc.

In der zweiten Hälfte der 70er Jahre sei eine fantastische Literatur hervorgetreten, die sowohl Bezug auf die soziale (z.B. Christine Nöstlinger) als auch auf die irrationale Fantasie (z.B. Michael Ende) genommen habe. Aus der emanzipatorischen KJL heraus habe sich gegen Ende der 70er Jahre die problemorientierte bzw. realistische KJL und daraus Anfang der 80er Jahre als Ausdruck 'neuer Innerlichkeit' und als Ausdruck von "Wandlungen innerhalb der jugendlichen Subkulturen in Richtung einer zunehmenden ästhetischen Sensibilisierung" (Ewers 1989: 4) der Adoleszenzroman entwickelt. Die Weiterentwicklung der problemorientierten KJL wurde laut Dahrendorf (vgl. 1978: 76 und 79; 1986: 166) notwendig, weil die Jugend mit der eine Affirmation des Bestehenden bewirkenden Tendenz, die Konflikte auf privater Ebene zu lösen, Rezeptionsschwierigkeiten gehabt habe. Für Kaminski ist das als Erklärung dafür, "warum sich die Jugend in der Jugendliteratur nicht wieder(fand)" (Kaminski 1982: 46), zu wenig. Er vertritt zu Beginn der 80er Jahre (vgl. 1982: 39) die kritische Meinung, das problemorientierte Jugendbuch habe zwar Probleme zum Thema, gehe aber auf die 'existentiellen' Probleme der Jugend nicht ein. Ewers geht in seiner Unterscheidung von Adoleszenzroman und problemorientierter KJL weniger auf thematische als auf erzählstrukturelle Aspekte ein: der Adoleszenzroman zeichne sich durch eine Annäherung an die epische Totalität zum Zwecke einer umfassenden Sinnorientierung anstelle von Problemsegmentierung aus. Das Hauptinteresse sei beim problemorientierten Roman auf die Konkretisierung einer allgemeinen Problemstellung anhand eines speziellen, typischen Falls gerichtet. Die Romanfiguren könnten so nicht als Individuen, sondern nur als exemplarische Charaktere wahrgenommen werden. (Vgl. Ewers 1989: 6; Hurrelmann 1992: 13) Des weiteren bedauert Ewers (1989: 8) den Rückzug des problemorientierten Romans auf konventionelle erzählerische Techniken. Zum Thema hat der Adoleszenzroman das Erwachsenwerden aus der Sicht jugendlicher Helden ebenso wie deren Identitätssuche.

Von der traditionellen Jugenderzählung unterscheidet sich der Adoleszenzroman durch seine radikale Individualitätskonzeption; er zeigt den jugendlichen Menschen in existentieller Erschütterung und tiefgreifender Identitätskrise. (Ewers 1989: 11)

Hurrelmann (vgl. 1992: 13) stellt für den Adoleszenzroman fest, dass die Entwicklung der ProtagonistInnen nicht so sehr als linearer Prozess denn als Krise dargestellt werde, die häufig mit Schlüsselerlebnissen in Verbindung stehe, in denen das Ich sehr stark an sich zweifle. Außerdem werde die Rückkehr in die Ausgewogenheit mit der Umwelt immer schwerer erreichbar und erscheine oft nicht einmal mehr erstrebenswert.

Auch Hurrelmann (vgl. 1992: 11) konstatiert einen Paradigmenwechsel der aktuellen KJL zur 'neuen Innerlichkeit': die neue KJL zeichne sich durch Perspektivenübernahme aus der Erwachsenenliteratur, Individualisierung und Psychologisierung aus.

Im Kinderbuch ist in den 80er Jahren ein verstärktes Interesse an einer psychologisch differenzierten Menschendarstellung zu beobachten. Das tatkräftige, aufmüpfige, extrovertierte Kind als Hauptfigur wird durch das sensible, kreative, eher störungsanfällige Kind abgelöst. Diese Bücher interessiert vor allem die Spiegelung des Äußeren in der inneren Wirklichkeit ihrer Figuren. Häufig geht es um ein Entwicklungsproblem oder um eine Entwicklungskrise (Hurrelmann 1992: 11).

Trotz all der Differenzierung der Erzählperspektiven und der Hinwendung zur psychologischen Figurendarstellung würde die Distanz zur modernen Erzählliteratur nicht nivelliert. Die Texte der engagierten realistischen Erzählliteratur blieben in Bezug auf die literarischen Normen der Erwachsenenliteratur unmodern, da sie statt der Destruktion des Subjekts seine Unterstützung anstrebten. (Vgl. Hurrelmann 1992: 14-15)

Diese Zusammenschau verdeutlicht unter anderem Folgendes:

Die neue Kinder- und Jugendliteratur hat eine zeitdiagnostische Kraft erlangt; sie hat sich zu einem Medium entwickelt, in dem sich kulturelle Wandlungsprozesse, Veränderungen also von Kindheit, Jugend, Familie, Schul- und Freizeitkultur, kritisch reflektieren. Die Aktualität macht einen wesentlichen Bestandteil des Anspruchs der neuen Kinder- und Jugendliteratur aus, nicht mehr bloß Zielgruppenlektüre, sondern Literatur zu sein. (Ewers 1993)

Die neuere KJL hat allem Anschein nach das Potenzial, junge Menschen ernst zu nehmen, ohne sich anzubiedern; das Potenzial, anspruchsvoll und unbequem zu sein; und jenes, eine Plattform für die kritische Auseinandersetzung mit der kind- bzw. jugendlichen Lebenswirklichkeit zu bieten.

Sie zeigt aber auch, dass die KJL in der Wahl ihrer Themen auf die intendierte Zielgruppe Rücksicht nimmt. Am Beispiel der Behandlung von Zeitgeschichte läßt sich zeigen, dass diese Feststellung auch auf ihre literarische Gestaltungsweise zutrifft:

Aus dem Vergleich (von Erwachsenenliteratur und KJL, Anm. N.P.) die Schlußfolgerung zu ziehen, die Kinder- und Jugendliteratur wäre mit dem Thema (Nationalsozialismus, Anm. N.P.) überfordert oder könnte ihm grundsätzlich nicht gerecht werden (…), wäre verfrüht. Die Kinder- und Jugendliteratur macht es nicht schlechter, sondern (notgedrungen) anders. In einigen Beispielen zeigt sie auch Annäherungsversuche an die Möglichkeit der Erwachsenenliteratur. (Dahrendorf 1990: 90)

Denn das Problem der KJL ist — wie James Krüss richtig feststellt (vgl. 1979: 60-61) — kein gattungs-, sondern ein publikumsspezifisches; das Problem, eine Zielgruppe zu haben, die im Vergleich zu Erwachsenen gewisse Defizite aufweist: so ist z.B. die moralisch-kognitive, psychologische Entwicklung verhältnismäßig wenig fortgeschritten und ist für ihre Zielgruppe eine gewisse Begrenzung in Welt- und Lebenskenntnis festzuhalten, ist aber auch mangelnde Erfahrung mit Literatur und Textstrategien festzustellen.

Es zeigt sich für Ewers (vgl. 1990: 89; 1993), dass der 'Literarisierung' der KJL aus diesen Gründen gewisse funktionsbedingte Grenzen gesetzt sind. Zwar habe sich die KJL den Normen der Erwachsenenliteratur angenähert und ließe sich zur Genüge KJL finden, die sehr wohl Literatur ist; dennoch bliebe sie "eine 'andere' Literatur, freilich in entschieden geringerem Ausmaß." (Ewers 1993)

Beide Aspekte, sowohl die Aktualität der auf die intendierte Zielgruppe abgestimmten Themenwahl als auch ihre literarischen Verfahrensweisen, sind für die KJL charakteristische LeserInnenbezüge, die sich jedoch sehr wohl mit einem literarischen Anspruch vereinbaren zu lassen scheinen.

Aus Platzgründen ist es in diesem Beitrag nicht möglich, auf den Funktionswandel der KJL in der sog. Mediengesellschaft näher einzugehen. Buch- und Medienmärkte haben in den letzten Jahren einen fundamentalen Strukturwandel durchgemacht, der von Ewers wie folgt beschrieben wird:

Zum einen als literarischer Wandel, als Wandel der Inhalte und Themen, der literarischen Techniken und Formen; zum anderen als funktionaler Wandel, als Wandel der Verwendungsweisen und Gebrauchsformen; schließlich als Systemwandel, als Wandel der Grenzziehungen und als Statusveränderung. (Ewers, ohne Datum)

 

Siehe dazu auch Carol Rosa (2002).

 

4. Zum Wandel der KJL-Kritik und ihrer Kriterien:

Im Abschnitt zum Wandel der KJL-Kritik soll es nicht so sehr um eine historisch-diachrone Betrachtung als um eine Bestandsaufnahme des gegenwärtigen Forschungsstandes aus seiner historischen Bedingtheit gehen. Die bemerkenswerte Veränderung der KJL erfordert, zeitgemäße und innovative Impulse bevorzugt zur Darstellung zu bringen ohne jedoch einflussreiche Abhandlungen älteren Datums unbeachtet zu lassen.

Die Meinungen darüber, wie KJL-Kritik denn auszusehen habe, gehen — je nach (ideologischem) Standort und funktionsbedingter Betrachtungsperspektive — diametral auseinander. Das Spektrum reicht von der Forderung nach anthropologischer, leserInnenbezogener, pädagogischer Kritik auf der einen zu einer nach literarischer, textbezogener, wissenschaftlicher Kritik auf der anderen Seite. Townsend unterscheidet zwischen den Kategorien "child-centred" bzw. "bookcentred" (1971 in Hunt 1990: 62).

Wie Horst Künnemann kritisch anmerkt, hatte die KJL bis ins 20. Jahrhundert hinein für ihre KritikerInnen "Dienerin des jeweiligen pädagogischen Zeitgeistes und der damit verbundenen Wertideologien zu sein" (1979: 289).

Weltanschauung war es, die die Kinderliteratur und ihre Kritik im 19. und 20. Jahrhundert dominierte: Mal war sie patriotisch, mal war sie sentimental, mal folgte sie gar Träumen von einer 'Großmacht der Jugend- und Volksliteratur', mal gab sie sich national und dann nationalsozialistisch ... . Ihre Art Kritik war gar keine, sie war Apologie herrschender Anschauungen und übte sich in Denunziation des Abweichenden. (Kaminski 1990: 70)

Die kritischen Ansätze Heinrich Wolgasts (Das Elend unserer Jugendliteratur 1896) sowie zu Beginn des 20. Jahrhunderts die von Walter Benjamin und Ernst Bloch heben sich von dieser tagespolitischen Instrumentalisierung ab. Wolgast, dessen Einfluss auf die gegenwärtige theoretische Diskussion nicht zu übersehen ist, habe kunsterzieherisch-ästhetische Ansprüche an die KJL gestellt (vgl. Kaminski 1990: 70). Diese Ansprüche — darin sind sich Arendt (1981: 72), Ewers (1990: 75-76) und Hopster (1988: 34) einig — seien als eine (kultur)politische Haltung zu interpretieren und zielten auf die "Humanisierung des Menschen in einem zur totalitären Politisierung neigenden Staat" (Arendt 1981: 72) ab. Wolgast machte sich — laut Ewers (1993) — für die Betrachtung von KJL als Literatur stark und sprach sich gegen 'spezifische' KJL aus. Er plädiert — so Kaminski (1990: 70) — für einen sich der Avantgarde versperrenden und sich am poetischen Realismus des 19. Jahrhunderts rückwärtsorientierenden Kunstwerkcharakter der Jugendliteratur. In den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts sei z.T. unter Berufung auf Wolgast eine Renaissance der Forderung nach (literar)ästhetischer Wertung in der KJL-Kritik festzustellen ( z.B. Ewers 1990: 75).

Dies hatte jedoch den Preis, daß die Kinderliteratur und ihre Kritik bis heute einer antimodernistischen Haltung anhängen, ihre Vorbilder in der Vergangenheit suchen und nicht auf neue Möglichkeiten sinnen. (Kaminski 1990: 70)

Ewers (1990: 76f.) stellt fest, dass seit Beginn der 70er Jahre der Wandel und die Ausdehnung des Literaturbegriffs besonders von den DidaktikerInnen unter den wissenschaftlichen KritikerInnen auch in der KJL-Kritik reflektiert wurde, die die ausgesprochene Ausrichtung auf die Zielgruppe und die Zweckgebundenheit der KJL attraktiv fänden. Er sieht die Errungenschaften der DidaktikerInnen besonders im Aufgreifen kommunikations- und rezeptionsorientierter ebenso wie ideologiekritischer und sozialgeschichtlicher Forschungsansätze und in der Integration wesentlicher Aspekte der kognitiven Entwicklungspsychologie reflektiert. Der Innovationsschub einer solcherart methodisch gerüsteten wissenschaftlichen KJL-Kritik sei nicht von der Hand zu weisen.

Zusammenfassend kann also für diese äußerst knappe historische Zusammenschau festgehalten werden, dass sich die KJL-Kritik zusehends von ihrer pädagogischen Ausrichtung hin zur (literatur)wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der KJL öffnet.

Die Kinder- und Jugendliteraturkritik hat sich in ihrem Stil, ihrer Argumentationsweise und ihren Wertungsformen der Erwachsenenliteraturkritik des Feuilletons tendenziell angeglichen. (Ewers 1993)

Gegenwärtig sind — grob generalisierend — drei funktional stark divergierende Stränge der KJL-Kritik auszumachen.

Auf der einen Seite steht die pädagogisch ausgerichtete, durch "berufsspezifische Teilöffentlichkeiten" und "pädagogisch-instrumentelle Vereinnahmung" (Ewers 1993) gekennzeichnete Laienkritik, deren Funktion sowohl Informationsaustausch als auch die Besprechung neuer Literatur ist.

Vielleicht hat weniger das Jugendbuch Emanzipation nötig als vielmehr die Kritik, die sich des Jugendbuches annimmt. Sie muß sich von Kriterien, die sie an die Erwachsenenliteratur anlegt, zu befreien versuchen, um sich dem Phänomen Jugendbuch und Kinderbuch unbefangener auf der Erkenntnisebene nähern zu können, die ihm angemessen erscheint. Nennen wir diese Ebene: die 'anthropologische'. (Friedrich 1990: 11)

Auf der anderen Seite steht die — meist universitäre — Wissenschaft. Zu differenzieren ist hier zumindest zwischen LiteraturwissenschaftlerInnen und LiteraturdidaktikerInnen. Für die LiteraturwissenschaftlerInnen sollte KJL-Kritik die Aufgabe haben,

die Stellung eines Werkes in der Gegenwart und im Verfolg der Geschichte aufzuzeigen. ... Sie dürfte bei einem isolierenden Verfahren nicht stehenbleiben, sondern sollte zu einem synthetischen Vorgehen gelangen. Damit ist gemeint, zu respektieren, daß Kinderliteratur — wie Literatur überhaupt — ein Verweiszusammenhang ist, weshalb die Aufgabe entsteht, diese Verweisungen aufzudecken, um den werk- und literaturgeschichtlichen Prozeß durchsichtig zu machen. ... Aufgabe einer Kinderbuchkritik könnte es sein, das Innovative eines Textes, seinen ästhetischen Zugewinn und seinen Eigensinn zu bestimmen. Dazu ist es unumgänglich, das literaturwissenschaftliche Instrumentarium (Gattungstheorie, Formengeschichte, Stoff- und Motivgeschichte etc.) in Anwendung zu bringen oder zumindest präsent zu haben. (Kaminski 1990: 73)

Der Text steht für sie im Mittelpunkt. Vom Text gehen auch die LiteraturdidaktikerInnen aus.

Es ist gerade eine Erkenntnis der neuen Literaturwissenschaft ..., daß man, wenn man über Literatur redet, über mehr als Literatur reden muß. Literatur und Leser gehören beispielsweise zusammen: erst der Leser 'realisiert' den Text wie eine Art Partitur, also muß ich, wenn ich über Literatur rede, auch über ihre Leser sprechen. ... Zudem ist es ja nicht so, daß die pädagogischen, soziologischen, psychologischen 'Auspizien' sozusagen unabhängig von den literaturästhetischen existieren: man braucht letztere, um jene zu erhellen. (Dahrendorf 1990a: 57-58)

Den LiteraturdidaktikerInnen wird vereinzelt vom literaturwissenschaftlichen Lager vorgeworfen, sie hätten den Satz von der KJL als zielgruppenorientierter Gebrauchsliteratur als Glaubenssatz internalisiert und bekämpften die 'Literarisierung' der KJL als etwas, was nicht sein dürfe (vgl. Ewers 1990: 77) — gemeint ist hier wohl die Meinung Dahrendorfs, es herrsche eine "grassierende Tendenz zur totalen Einebnung der Differenzen zwischen KJL und EL" (Dahrendorf 1990b: 27) vor.

Zwischen den diametral entgegengesetzten Positionen der pädagogischen Laienkritik und der didaktisch-leserInnenbezogenen bzw. der (literar)ästhetisch-textbezogenen Wissenschaft ist wohl das Rezensionswesen in Fachzeitschriften und im Feuilleton der Tages- bzw. Wochenpresse anzusiedeln.

Und wie sollte Kritik aussehen? Es ist einfacher festzuhalten, wie sie denn nicht aussehen sollte: Kein Fach-Chinesisch von Literaturbetrieblern zum Zwecke der Selbstdarstellung. Keine Insider-Diskussionen, die an Leser-Interessen silbenschön vorbeiparlieren. Auch kein oberlehrerhaftes Sortieren der Ware Kinderbuch nach Güteklassen. Vielmehr: Rezensionen, die klare Beschreibung, begründete Auswahl, kritische Untersuchung sind. (Blaich 1990: 54)

Wird die Forderung Blaichs, wie KJL-Kritik auszusehen habe, der im vorigen Abschnitt festgestellten 'Literarisierung' der KJL gerecht? Sicher ist sie legitim und darüberhinaus auch in Zeiten inflationärer Produktion und Publikation wesentlich, um (unerfahrenen) LeserInnen zu helfen, eine Auswahl zu treffen, aber auch, um — besonders in einer Zeit des Rückgangs an Leseinteresse bei Kindern und Jugendlichen — auf wichtige Literatur kritisch hinzuweisen und den Zugang zu ihr zu erleichtern. Doch hat sie keineswegs Anspruch auf universelle Gültigkeit.

Vielmehr mehren sich Stimmen, die ein neues wissenschaftlich-analytisches Instrumentarium mit neuen Beurteilungskriterien verlangen (z.B. Ewers 1990: 78; Scharioth 1990: 102; Schweikart 2000), um den Literarisierungstendenzen der KJL gerecht zu werden.

Literaturkritik im eigentlichen Sinn hat eine andere Funktion als (die) gebrauchsorientierten Besprechungs- und Informationsdienste. Während diese das literarische Angebot auf einen bestimmten, vorgegebenen Bedarfshorizont beziehen, zielt die Literaturkritik eher darauf ab, die innerliterarische Bedeutung eines Werkes zu beurteilen, seine literarischen Qualitäten implizit oder explizit an denen anderer Werke zu messen, es auf einen erreichten literarischen Standard zu beziehen. (Ewers 1988: 3)

Wiederholt stößt man auf die Klage, der KJL-Kritik fehle eine literaturwissenschaftlich fundierte Tradition im Sinne einer 'angewandten Literaturwissenschaft' (z.B. Scharioth 1990: 99; Ewers 1990: 78).

Ewers umreißt die Funktionen einer solchen 'freien Kinder- und Jugendbuch-Kritik' dergestalt:

Sie hat zum einen die kinder- und jugendliterarischen Macher und Vermittler zu provozieren, zu permanenter Selbstreflexion anzuhalten, zum anderen hat sie innerhalb der kulturellen Öffentlichkeit Aufmerksamkeit für die Kinder- und Jugendliteratur zu schaffen (Ewers 1990: 81).

Um dies erfüllen zu können, bedarf es — in Anlehnung an Grenz (1990: 152) — einer literarischen KJL-Kritik, die an den Maßstäben und Spielregeln ausgerichtet ist, die im Umgang mit Literatur als solcher zur Anwendung kommen (Textbezug), die jedoch — wie Hurrelmann (1990: 105) feststellt — zugleich Rücksicht auf die entwicklungspsychologischen Voraussetzungen bei Kindern bzw. Jugendlichen nimmt (LeserInnenbezug). Beide Aspekte haben nebeneinander ihre Berechtigung, da Kinder und Jugendliche mit anderen Rezeptionshaltungen und Lesebedürfnissen als Erwachsene an die Lektüre herantreten (vgl. Hurrelmann 1990: 105). Darin liegen — mit den Worten Ewers — die 'Grenzen der KJL-Kritik'. Da KJL teilweise trotz ihrer jüngsten Literarisierung einem anderen Funktionstyp als Literatur als solche angehört, d.h. anderen Textbaumechanismen und Kommunikationsbedingtheiten folgt, muss sich die KJL-Kritik, wie Ewers (1990: 86-87) ganz richtig konstatiert, in ihren Maßstäben an die Textpraxis der KJL anpassen und darf ihr nicht die der Literatur als solcher ungefragt überstülpen. Zu bedenken sei weiters, dass der literaturästhetische Aspekt vorrangig und unabhängig vom entwicklungspsychologischen betrachtet werden muss. Die Urteilsbildung über die literarische Qualität eines Textes hat — so Ewers (1993) — ohne Bezug auf potenzielle LeserInnen zu erfolgen. Stellt die KritikerIn bei einem Text literarische Qualität fest, ist damit nichts "über dessen Aussichten, dessen Erfolgschancen als Kinder- und Jugendlektüre ... gesagt" (Ewers 1993).

Dies lässt sich sehr gut am Beispiel des Beurteilungskriteriums 'Innovation' als literaturästhetischer Kategorie illustrieren: Hurrelmann (vgl. 1992: 10) führt deutlich vor Augen, dass Innovation, thematische und ästhetische Neuerung, wohl für Erwachsene Erwartungsbrüche und Zugänglichkeitsschwierigkeiten zum Text mit der Absicht erzeuge, das Literaturerlebnis der LeserInnen zu steigern und das eigentliche Literaturpublikum von den übrigen LeserInnen zu trennen, für Kinder und Jugendliche diese aber nicht wirksam werden könne, weil für sie zum einen die kulturelle Unterscheidung vom Geschmack 'der anderen' keine Rolle spiele und zum anderen ihnen der Bezugsrahmen für einen Vergleich, wie und ob sich ein Werk von anderen unterscheide, fehle. So gesehen ermögliche das Kriterium der 'Innovation' Kindern und Jugendlichen einen ästhetischen Erfahrungsgewinn im Vergleich zu kompetenten erwachsenen LeserInnen — wenn überhaupt — in viel beschränkterem Ausmaß.

Wie auch die obigen Ausführungen über den Wandel des Bildes von Kindheit und Jugend zeigen sollten, wäre eine kritische Auseinandersetzung mit der Lebenswelt der intendierten Zielgruppe als LeserInnenbezug wesentlich. Diese Meinung wird vermehrt vom literaturwissenschaftlichen Lager vertreten (z.B. Ewers 1993).

Wie z.T. schon festgehalten (vgl. Kaminski 1990: 72-73), gelte es sowohl aus synchroner als auch aus diachroner Perspektive mit dem Werkzeug der Literaturwissenschaft KJL für ein fachkundiges Publikum zu analysieren und zu interpretieren. Diese Analysen und Interpretationen können aber nach Gert Ueding (1990: 22) seit der Loslösung der Literatur von der Regelästhetik und -poetik nicht mehr als normativ, sondern nur mehr als ein Gesprächsvorschlag verstanden werden,

denn jedes Werk (trägt) die Maßstäbe seiner Beurteilung in sich selbst, ist die Verwirklichung seiner eigenen, ganz subjektiv-individuellen Poetik (Ueding 1990: 27).

Die KritikerIn kann — so Ueding (1990: 28) weiter — und darf, wie hinzugefügt sei, nur für sich selber sprechen, weil ihr zur Repräsentation der intendierten Zielgruppe die Eigenschaft der Vertretung fehle. Die Aufgabe der Kritik bestehe darin, der KJL eine Öffentlichkeit zu verschaffen und so aus Kindern und Jugendlichen LeserInnen zu machen (vgl. Ueding 1990: 30).

Eine Kritik mit der hier beschriebenen Ausprägung hätte womöglich das Potenzial,

noch nicht verbrauchte Formen von 'Kindheit' und 'Jugend' zu weisen, sie der Produktion gleichsam aufzuzwingen. Die Funktion der KJL-Kritik dürfte demnach nicht mehr vornehmlich in der Vermittlung von 'Text' und 'Leser' bestehen, sondern in der Steuerung der Produktion, der Markt-Einschätzung (Hopster 1988: 42).

Dies ist eine Meinung, die auch Townsend vertritt, wenn er feststellt,

that a critical approach is desirable not only for its own sake but also as a stimulus and discipline for author and publisher, and, in the long run, for the improvement of the breed (Townsend 1971 in Hunt 1990: 65).

Es stellt sich in Anbetracht des im Rahmen dieses Beitrags konstatierten Paradigmenwechsels der KJL-Kritik die Frage nach den Beurteilungskriterien. Welche Kriterien — wenn überhaupt — sollen zur Anwendung kommen? Waren es lange Zeit Kriterien wie Kindgemäßheit (was immer darunter zu verstehen ist) bzw. Einfachheit, ästhetische Maßstäbe alter Prägung und abendländische Werte (vgl. Kaminski 1987: 106) als auch Universaltauglichkeit (vgl. Nöstlinger 1986: 3), an denen KJL gemessen wurde, so macht sich seit geraumer Zeit vermehrt die Meinung breit, Kriterien und Formeln zur Analyse und Interpretation von KJL öffneten laienhafter Kritik Tür und Tor, die sich mangels Vertrauen ins eigene ästhetische Werturteil an diese Beurteilungshilfen klammert, anstatt in Diskurs mit dem Werk und den Forschungsergebnissen der allgemeinen Literaturkritik zu treten und unter Zuhilfenahme der eigenen Kritikfähigkeit mögliche Bedeutungen zu erarbeiten (vgl. Townsend 1971 in Hunt 1990: 67). Hurrelmann (vgl. 1990: 102) vertritt die Ansicht, KJL-Kritik habe nichts mit dem Abhaken von Kriterienkatalogen zu tun. Binder (vgl. 1987: 12 und 14) hält allzu festgefügte Kriterien und den Glauben an einen verbindlichen Kriterienkatalog für gefährlich.

Literarische (ästhetische) Realität ist nichts Objektives, von außen Kommendes, sondern entsteht im Prozeß ästhetischer Erfahrung als individuelle Erkenntnis. (Scharioth 1990: 104)

Dennoch können Beurteilungskriterien für die Analyse und Interpretation von Literatur als wichtig erachtet werden; Beurteilungskriterien nicht im Sinne von verbindlichen, präskriptiven Kriterienkatalogen, sondern als Entscheidungshilfen (vgl. Binder 1987: 14); Beurteilungskriterien nicht im Sinne von "wenn — dann"-Kausalhypothesen, sondern als Formulierungshilfe von Fragen an Texte, die den subjektiven Eindruck eines Werks auf der Basis von Sachkenntnis objektivieren helfen und es den KritikerInnen erlauben sollen, qualifizierte Ausagen über die Qualität dieser Texte zu treffen (vgl. Mattenklott 1990: 148). Ewers (1990: 78) und Scharioth (1990: 102) vertreten die Meinung, dass die Wissenschaft der 'neuen, literarischen KJL' adäquate Kriterien erarbeiten müsse. Schweikart (2000) vertritt die Meinung, dass fehlendes literaturwissenschaftliches Handwerkszeug oft zu einem einförmingen Stil führe und Kritik oft nicht über bloße Inhaltsbesprechungen hinausgehe.

Generell scheinen mir für die textbezogene, literarisch-wissenschaftliche Kritik folgende drei Kategorien wesentlich: literarischer Aspekt, Gegenstandsangemessenheit und entwicklungspsychologischer Aspekt. In die Kategorie 'literarischer Aspekt' gehören wohl Fragen nach der Erzählposition, der Erzählebene, der sprachlichen Ebene, der Fokalisierung und dem Leseanreiz. Die Fragestellungen der Kategorie 'Gegenstandsangemessenheit' können je nach Themenkomplex unterschiedlich ausfallen. Zum Besipiel sind Fragen nach Inhalten und Themen, Zusammenhängen, Ursachen und Folgen sowie solche nach dem Realismusproblem zu stellen. Der entwicklungspsychologische Aspekt ist am Interpretationsspielraum für die LeserInnen interessiert und fragt nach der Art des Kindbezugs und nach auktorialen Einmengungen.

Maria Lypp (vgl. 1984: 9) hinterfragt unter anderem die Kategorie 'Einfachheit' als Beurteilungskriterium von KJL in ihrem Forschungsbeitrag kritisch. Sie zeigt zum einen, dass die Rücksicht auf das kindliche Fassungsvermögen komplizierte und nicht einfache Gestaltung notwendig macht, und zum anderen, dass es auf die Funktion der Kategorie Einfachheit in einem Text ankommt; Einfachheit kann einen bewussten rhetorischen Kunstgriff darstellen und als solcher durchaus positiv bewertet werden. Als Abgrenzungs- und Unterscheidungsmerkmal von Erwachsenenliteratur ist diese Kategorie deshalb ungeeignet. (Vgl. Lypp 1985: 83)

Nicht zu übersehen ist in der jüngeren KJL-Forschung auch das selbstsichere Pochen auf literaturdidaktische Beurteilungskriterien (z.B. Hurrelmann 1990: 105; Dahrendorf 1990: 57). Hurrelmann (vgl. 1990: 105) vertritt die Meinung, es erhöhe den Wert kinderliterarischer Texte, wenn sie literarischen AnfängerInnen den Einstieg in die Welt der Literatur ermöglichen; sie fordert daher diesen Aspekt als eine Urteilsdimension in der literarischen KJL-Kritik.

Hurrelmann (vgl. 1992: 10) macht sich aber auch für das Kriterium 'Lebensweltbezug' stark; sie stellt die Forderung auf, Texte müssten es den LeserInnen erlauben, ihren gegenwärtigen Erfahrungsbedingungen und ästhetischen Bedürfnissen näherzukommen.

Als weiteres Kriterium für die Beurteilung von KJL nennt sie (vgl. 1992: 10) die Vermittlung einer kommunikativen Struktur. KJL habe aufgrund ihrer Eigenschaft als Einstiegsliteratur die Pflicht, literarische Kommunikation möglichst dicht an die alltägliche Kommunikation anzuschließen und den Zugang zum literarischen Diskurs offenzuhalten.

In Anlehnung an Schau (vgl. 1991: 4-5) kann festgestellt werden, dass der Paradigmenwechsel der KJL zur 'neuen Innerlichkeit' dem Kriterium 'Identifikationspotenzial' bzw. 'Sozialisationsfunktion' besonders bei Texten zu Themen wie 'Erwachsenwerden' und 'Identitätssuche' neue Aktualität verleiht, wobei nicht mehr die Nachahmung positiv-aktiver Helden erwartet wird, sondern verstärkt Komplexität in der Wahrnehmung und im Verstehen auf Seiten der LeserInnen bewertet werden.

Aufgabe der Kritik ist es nach Rüdiger Steinlein (1988: 93), danach zu fragen, welche Erfahrungsangebote Texte bereithalten, die LeserInnen anderswo so nicht finden können.

Gelegentlich wird auch die Forderung nach dem Kriterium 'Unterhaltung' laut, jedoch nicht als Unterhaltungsinteresse unspezifischer Art, sondern eher als "kritisch-genußvolle und aktiv-schöpferische Haltung" (Schau 1991: 6) im Sinne eines Bertolt Brecht. (z.B. bei Schau 1991: 6)

Vor dem Hintergrund der Frage nach dem Zweck des Umgangs mit Literatur wird auch die Auseinandersetzung mit dem 'Prinzip Hoffnung', der traditionell treibenden Kraft der KJL, interessant. Die Versteifung auf positive harmonische Tendenzen gelte es — da sind sich Kaminski (1987: 34) und H. Pachler (1990: 7) einig — durch ein 'aufforderndes Trotzdem' zu ersetzen, das auf die Notwendigkeit (politischen) Handelns verweist und vor Konflikten nicht zurückscheut.

 

5. Abschließende Bemerkungen:

So zeigt sich also, dass neben dem Wandel im Bild von Kindheit und Jugend und neben dem Paradigmenwechsel in der KJL auch die KJL-Kritik, die Zugänge zur KJL durch eine Fachöffentlichkeit, einen Wandlungsprozess in Richtung Literarisierung durchmacht. Deutlich wird auch, dass durchaus der Wille zur kritischen Selbstreflexion vorhanden ist, der nicht zuletzt für die Qualität der Forschungsbeiträge zur KJL-Kritik verantwortlich zeichnet.

Mit dem Verweis auf ein Kriterium dieser Art sei die hier versuchte Rundschau über die KJL und ihre Kritik im Wandel abgeschlossen. Ewers (1988: 3) stellt die Forderung an die KJL-Kritik, sich einer rigorosen Stilkritik zu unterziehen und dafür zu sorgen, dass Texte in der Kritik "wie ein Räsonanzboden" (Ewers 1988: 3) nachklingen, d.h. dass Kritik selbst ein — wenn auch bescheidenes — literarisches Vergnügen sein soll.

Im Hinblick auf ein Wirken in einer breiten Fachöffentlichkeit gilt es, dies nicht aus den Augen zu verlieren.

 

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Biographische Angaben

Dr Norbert Pachler ist Senior Lecturer in Education und Assistant Dean in Continuing Professional Development, University of London, Institute of Education; Arbeitsschwerpunkte: Didaktik und Methodik des Fremdsprachenunterrichts, Lehrer/innenausbildung und –fortbildung, Informations- und Kommunikations-technologien. Neuere Veröffentlichungen: „Learning to teach modern foreign languages in the Secondary school“, London 1997, 2001. „Learning to teach using ICT in the secondary school“, London 1999. „Teaching modern foreign languages at advanced level“, London 1999. „Lehren und Lernen mit IKT“, Innsbruck 2002. Herausgeber der Fachzeitschrift „Language Learning Journal“.