Neuanglodeutsch

 

Zur vermeintlichen Bedrohung des Deutschen durch das Englische

 

 

Peter Hohenhaus

 

 

 

Abstract


Vor kurzem sind die Wellen einer über die letzten Jahre zunehmenden Sprachdiskussion in Deutschland besonders hoch geschlagen. Gefährdet die „Flut“ von Anglizismen das Deutsche? Braucht es gar den Schutz durch ein Sprachgesetz? Dieser Artikel versucht zu zeigen, dass die Panik weitgehend unberechtigt ist. Ausgehend von einer näheren Betrachtung der Phänomene, die in einer der einflussreichsten Arbeiten der letzten Zeit auf diesem Gebiet, Zimmer (1997), eingehend diskutiert werden, wird gezeigt, dass nicht zutrifft, dass der „Tiefencode“ des Deutschen in Gefahr wäre, durch den Einfluss des Englischen erodiert zu werden. Die wenigen grammatischen Integrationsprobleme bestehen auch ohne diesen Einfluss schon und richten keinen nennenswerten Schaden an. Ein Großteil der kritisierten Phänomene betrifft ohnehin nur das Sekundär-System der Schrift und/oder kaum für die Allgemeinsprache repräsentative Spezial-Register. Ansonsten sind zwar außer der tatsächlich häufigen direkten Entlehnung aus dem Englischen auch gewisse Bedeutungs­verschiebungen im Lexikon des Deutschen zu verzeichnen. Insgesamt hält sich der Sprach­wandel jedoch vergleichsweise in Grenzen. Und vor allem: Das Sprachsystem ist nach wie vor stabil, lebendig und weit davon entfernt zu einem Pidgin bzw. zu einer völlig anderen Sprache zu werden. Insofern ist entgegen den verbreiteten Sorgen momentan und für die überschaubare Zukunft keine Gefahr für den Fortbestand des Deutschen auszumachen.

 

 

1. Die Diskussion um die „Lage des Deutschen“

 

Seit einigen Jahren erlebt Deutschland eine zunehmende Debatte über die oft als „Flut” empfundene Zunahme von Anglizismen, sowie über die Frage, ob dies womöglich einer Bedrohung des Deutschen an sich gleichkomme. Nicht selten muten derartige Diskussionen, wie sie in der deutschen Medien-Öffentlichkeit geführt werden, geradezu panisch an. Man fragt sich, ob (und wenn wie) dies in der Öffentlichkeit im Ausland wahrgenommen wird. Gelegentlich finden sich auch in der britischen Presse Artikel hierzu (z.B. in The Guardian, The Editor 16. 02. 2001, S. 10, auch schon im Guardian vom 05. 02. 1998), doch ein wirklich großes Thema ist es außerhalb Deutschlands (verständlicherweise) nicht. Nach meiner Erfahrung ist es jedoch recht typisch, dass Englisch-Sprecher, die nach Deutschland kommen, verwundert sind über die allseitige Präsenz von (ursprünglich) englischen Wörtern. Zudem sind sie dann oft, gerade wenn sie selbst Deutsch als Fremdsprache beherrschen, intuitiv geneigt, einer ablehnenden Haltung gegenüber „diesen hässlichen Anglizismen“ übereilt zuzustimmen. Insofern hat eine detailliertere, nüchterne Betrachtung des Themas gerade auch in einer britischen Zeitschrift für Deutsch als Fremdsprache seinen Platz.

 

Evident ist, dass die Anglizismus-Debatte in Deutschland in jüngster Zeit deutlich sowohl an Schärfe als auch an Verbreitung in der Öffentlichkeit zugenommen hat. Als ein zwischenzeitlicher Gipfelpunkt muss die zuerst im Januar in der Berliner Zeitung erhobene Forderung des Berliner Innensenators Eckart Werthebach nach einem „Sprachschutzgesetz” gelten. Wenngleich diese Forderung sofort zu deutlicher Kritik von vielen Seiten geführt hat, auch in der Presse, so kann sie doch als ein Symptom realer Ängste gedeutet werden. [1]

 

Das Medienecho zu diesem Thema, wie überhaupt zu den Anglizismen, ist derzeit kaum noch zu überschauen. [2] In praktisch sämtlichen Presseorganen, selbst in Talkshows und im Radio [3] kommt die neue „Fremdwortdebatte“ zur Sprache. Oftmals handelt es sich bei den öffentlichen Unmutsbekundungen über die „Anglisierung“ des Deutschen um linguistisch eher undifferenzierte Kommentare, nicht selten um offenen Purismus, oder um bloße ästhetische Beurteilungen. So einzuschätzen sind etwa die allseits zitierten Äußerungen des Bundestagspräsidenten Thierse über die „Verhunzung“ des Deutschen, oder die des Bundespräsidenten Rau, der den Gebrauch von Amerikanismen als „dumm“ und „albern“ bezeichnet. [4] Die Zeitungen belassen es keineswegs nur beim Zitieren prominenter Stimmen, sondern schlgen mitunter auch selbst kräftig mit auf den Putz. Ein Paradebeispiel von grotesk überzogener Polemik findet sich z.B. in einem Artikel von Dieter Föhr in der Badischen Zeitung vom 03. 01. 2001, in dem u.a. von „gestammelte[m] Pidgindeutsch“ die Rede ist, sowie von einem „hausgemachten Prozess der Selbstentmündigung“, der nur noch „zerrüttetes Prothesen-Idiom“ und somit „Sprachkrüppel“ und „Halbalphabeten“ zurücklasse. Gar so extrem ist der Tenor der Presse jedoch normalerweise nicht. [5]  

 

Ähnlich den öffentlichen Debatten um die Rechtschreibreform (Langer 2000 gibt in dieser Zeitschrift einen Überblick) scheint sich auch hier der deutsche Purismus einmal mehr auszutoben. [6] Doch es ist lohnend, die Details der betreffenden sprachlichen Phänomene einmal genauer zu überprüfen, was darum in diesem Artikel zunächst im Vordergrund stehen soll. Dabei werden gelegentlich auch jüngere Entwicklungen und Kommentare einbezogen. Des Weiteren soll schließlich die Grundannahme, dass durch derartige Phänomene sogar das deutsche Sprach-System „angegriffen“ werde, und dies in der Zukunft zu einer Existenz-Bedrohung des Deutschen führen könnten, kritisch unter die Lupe genommen werden.

 

Diese Sprachdiskussion wird natürlich nicht nur in den Medien geführt und kommentiert. Auch Zirkel wie die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (vgl. den Sammelband Meier 1999) haben sich ihr zugewandt. Selbstverständlich geht die Thematik auch an der Linguistik keineswegs vorbei. [7] Und als einen Beitrag zu ihrer linguistisch nüchternen Betrachtung möchte sich auch dieser Aufsatz verstanden wissen.

 

 

2. Dieter E. Zimmers Thesen zum „Neuanglodeutsch”

 

Herausgreifen möchte ich hier eine mit „Neuanglodeutsch – Über die Pidginisierung der Sprache” überschriebene populärwissenschaftliche Arbeit des bekannten deutschen Wissenschaftsjournalisten Dieter E. Zimmer (1997), die m.E. als ein Markstein der weiterhin anhaltenden Diskussion gesehen werden kann. [8]

 

Nicht nur ist Zimmers (1997) Arbeit umfangreich (er widmet dem Thema immerhin stattliche 79 Seiten plus einen 19-seitigen Anhang). Auch finden sich dort praktisch sämtliche Phänomene besprochen, die auch zur Zeit die Diskussion weiter bestimmen (sowie manche darüber hinaus gehende), und insofern ist sie weiterhin höchst relevant. Um es vorweg klarzustellen: Zimmer fordert trotz seiner düsteren Vorhersagen über die Zukunft des Deutschen kein „Sprachschutzgesetz“, auch urteilt Eisenberg (1999: 18): „Zimmer ist kein Purist. Er argumentiert differenziert anhand von sprachlichen Fakten weit jenseits sprachkritisch freischwebender Meinungsäußerung.“ [9] Doch unter der vorgeblich um Objektivität und Differenzierung bemühten Oberfläche lauern m.E. bei Zimmer (1997) doch wieder vertraute puristische Züge, die aus sprachwissenschaftlicher Sicht nicht hinnehmbar sind. Auch auf diese wird an gegebener Stelle jeweils kurz hingewiesen werden. [10]

 

Zudem vermute ich in Zimmer (1997), wenn nicht den Ursprung, so doch die Popularisierung der heute inzwischen in der Öffentlichkeit anscheinend als allgemein gültiger Topos hingenommenen Annahme, dass durch das Englische das deutsche Sprachsystem, d.h. vor allem die Grammatik, „erodiert“ werde. So findet sich etwa im Spiegel (44/2000, vom 30. 10. 2000: 242) die beiläufig, wie selbstverständlich eingeschobene Bemerkung: „Die Anglisierung […] geht in die Tiefe […]. Die englische Grammatik fasst im Deutschen Fuß, der Sprachleib wird morphologischen Veränderungen unterworfen“.

 

Außerdem findet sich bei Zimmer (1997) schließlich die These der Existenzbedrohung des Deutschen einmal explizit ausformuliert (vgl. dazu die Anmerkungen in Abschnitt 5). Doch zunächst zu den Fakten.

 

 

3. Die sprachlichen Phänomene im Einzelnen

 

Zimmer 1997 geht eher journalistisch sprunghaft durch verschiedenste Beispielgruppen – hier seien diese der größeren Übersichtlichkeit halber nach der jeweiligen linguistischen Ebene sortiert zusammengetragen.

 

 

3.1 Lexikalische Anglizismen

 

Anglizismen in Wortform sind ohne Frage der in Deutschland derzeit am meisten diskutierte Phänomenbereich – auch bei Zimmer (1997) nimmt er breiten Raum ein. Folgende Beispiele seien hier ausgewählt:

 

(1)       Scanner, Campus, Editorial, Joint venture, Weekend, Bike, Hotline, Trash Look

 

Bei der Frage, wieso es zu einer solchen „Flut” von englischen Entlehnungen gekommen ist, führt Zimmer nicht nur kulturelle Gründe an (v.a. Globalisierung, Amerikanisierung – vgl. Abschnitt 4). Er bietet auch sprachliche Erklärungsversuche an: Relativ unstrittig als Motiv ist bloße Notwendigkeit. Die Sprache muss neue Wörter für neue Dinge zur Verfügung haben, wofür Zimmer (1997: 27) etwa scanner anführt, für das es nun einmal kein deutsches Wort gebe, bzw. allenfalls solche, die semantisch nicht voll geeignet seien, z.B. *Abtaster. Im Gegensatz dazu sei z.B. Weekend völlig redundant, da es ja bereits das Wort Wochenende mit gleicher Bedeutung gebe (d.h. mit gleicher Denotation – völlige Synonyme auch in konnotativer Hinsicht sind diese Anglizismen natürlich nicht, was genau der Punkt sein dürfte, auf den auch Zimmers folgende Kommentare hinauslaufen).

 

Fraglich bleibt aber, was es heißen soll, wenn Zimmer schreibt, dass z.B. Stress oder Campus „zupackender” und „anschaulicher” seien als Anstrengung und Hochschulgelände? [11] Letzteres ist doch zumindest insofern viel anschaulicher, als es morphologisch transparent ist, die Bedeutung also aus den Bestandteilen erschlossen werden kann, bei der entsprechenden Entlehnung aber nicht. Auf der anderen Seite sind die genannten Beispiele in der Tat formal kürzer als ihre deutschen Entsprechungen. Ist also bloße Kürze stets das, was ein Wort in Zimmers Augen „zupackender” macht? (Wohl kaum; an anderen Stellen, s.u., beschwert er sich über zu große Kürze und daraus resultierender semantischer Unklarheit). Ähnlich vage Begriffe wie „zupackend” finden sich auch bezüglich Flair oder Trash Look. Ersteres habe eine attraktivere „Aura” als Geruchsinn, „obwohl es das eigentlich […] heißt” (Zimmer 1997: 28) – im Übrigen ein klarer Fall von „etymological fallacy“, denn natürlich heißt es das heute nicht mehr, und ob es „ursprünglich” einmal so war, ist synchron irrelevant. Zu dem „schicken Trash Look” meint Zimmer (1997: 29) sodann, dass er seinen „Charme” verlöre, würde man ihn zu Müllaussehen eindeutschen. Viel mehr noch sind es m.E. jedoch die Bedeutungsunterschiede, sowohl zwischen trash und Müll, als auch zwischen look und Aussehen, die einen solchen Übersetzungsversuch ungeeignet machen.

 

Nicht zu bestreiten ist, dass die Verwendung von Anglizismen in hoher Frequenz, über Bezeichnungs-Notwendigkeit hinaus, so etwas wie eine Mode ist. Bedeutsamer als die Frage nach der jeweiligen sprachliche Berechtigung oder Nicht-Berechtigung individueller Wörter ist darum eher die Frage nach den nicht rein sprachlichen Motiven für solche Entlehnungen. [12]

 

 

3.2 Pseudo-Anglizismen

 

Beliebt ist ebenfalls, über die so genannten Pseudo-Anglizismen zu spotten, allen voran Handy, das eben auf Englisch nicht dasselbe bezeichnet, sondern ein vom Bedeutungsbereich „Mobiltelephon“ unabhängiges, allgemeines Adjektiv ist. [13] Zimmer (1997: 35) führt weitere Beispiele an, darunter Topmanager und Smoking (wobei letzteres im Englischen zu den Nomina Actionis gehört, und eben nicht besagtes Kleidungsstück ist, welches auf Englisch ganz neutral und schlicht dinner jacket heißt, bzw. im amerikanischen Englisch tuxedo). Es dürfte wohl zutreffen, dass solche Wörter von muttersprachlichen Sprechern des Englischen nicht - oder nicht mit Sicherheit - richtig verstanden werden. Zimmer (1997: 36) setzt jedoch noch die polemisch überzeichnete Spekulation dazu, dass ein Satz wie Manager im Smoking und Teens im Body, alle spielen Flipper (eine höchst unnatürliche Verdichtung von noch mehr Beispielen) auf Engländer wirken müsse wie auf Deutsche der (ebenfalls konstruierte, nun aber eindeutig ungrammatische) Satz *Spitzchefs in fracks and madles in leibs, all may quassels [= handy?].

 

Es ist leicht, sich über irrige Annahmen unter etymologisch bzw. im Englischen weniger geschulten Deutschen, die diese Pseudo-Anglizismen für echtes Englisch halten, zu mokieren (vgl. auch Schaefer 1999). Was Zimmer jedoch nicht angemessen herausstellt, ist die im Vergleich zu tatsächlichen Anglizismen drastisch geringere Zahl solcher Fälle. Insofern stellen Pseudo-Entlehnungen im Wortbereich, wenn überhaupt, ein erheblich geringeres „Problem“ dar.

 

 

3.3 Hybride Wortbildung

 

Besonders vehement beklagt Zimmer (1997: 22ff) „Pseudowörter” ganz anderer Art, nämlich solche, die „durch das hastige Zusammenleimen irgendwelchen Wortbruchs oft englischer, oft aber auch nur vage internationaler Provenienz gebildet wurden” (Zimmer 1997: 22), d.h. hybride Wortbildungen. Zimmer (1997: 22f) listet eindrucksvolle 100 Beispiele auf. [14] Folgende kleine Auswahl sei herausgegriffen:

 

(2)       Antiklau-Code, Politthriller, Pop Chor Night, Open-air Gefühl, Mini-Abo Service

 

Sicher, viele solcher Wörter sind tatsächlich insofern „Pseudowörter” als sie eher künstlich und wohl bewusst zusammengesetzt sind, etwa von Werbern zum Zwecke des Marketing. Zimmer (1997: 23f) geht wiederum in polemischer Weise weiter, wenn er sie beschreibt als:

 

verstümmelte Wörter, Wortbruchstücke, teils nur halb verstanden, irgendwo ohne Rücksicht auf ihre Herkunft zusammengerafft, ohne Rücksicht auf die Wortbildungsregeln ihrer Heimatsprache oder des Deutschen zu Wortbastarden kopuliert, manchmal kaum aussprechbar, da man nicht weiß, wo welche Sprache aufhört und welche anfängt oder um welche es sich überhaupt handeln soll. Alle geben sie zu verstehen: nur schnell, schnell! Nach Gebrauch darf man sie gerne wegwerfen.

 

Hierzu sind einige kritische Anmerkungen angebracht. Zum einen finden sich in seiner Liste auch schon länger etablierte, aller Wahrscheinlichkeit bereits dauerhaft institutionalisierte Exemplare wie Politthriller (auch BahnCard muss inzwischen wohl so gesehen werden). Zum anderen bleibt völlig unklar, was unter „Rücksicht” zu verstehen sein soll, oder um welche angeblich missachteten Wortbildungsregeln es sich genau handelt. Konkret wird Zimmer (1997) an anderer Stelle allenfalls im Bezug auf Regeln der Orthografie (vgl. Abschnitt 3.5) oder der Laut-Buchstaben-Zuordnung (vgl. Abschnitt 3.6). Die Mehrzahl der aufgelisteten Beispiele solcher Art dürfte jedoch kaum je tatsächlich gesprochen werden. Sie dürften rein schriftsprachliche „Eye-Catcher“ sein, d.h. sie fungieren als „attention-seeking devices” (ASD) im Sinne Lipkas (2001: 304), [15] wie sie gerade für Schlagzeilen und in der Werbung typisch sind. Insofern dürften sie durchaus sehr bewusst und mit gezielter Überlegung im Hinblick auf ihre Wirkung konstruiert worden sein. Repräsentativ für normale, nämlich in spontaner Sprache hervorgebrachte Wortbildungen, und damit für deren Regularitäten, sind sie gerade nicht. Tatsächlich scheint es mir viel mehr diese Funktion von ASDs zu sein, die Zimmer offensichtlich aufstößt.

 

Sein Zusatz „[n]ach Gebrauch darf man sie gerne wegwerfen” ist m.E. ebenfalls kaum treffend. Er impliziert, dass es sich hier um Ad-hoc-Bildungen handelt, also Wörter, die spontan, im Moment gebildet werden und nicht als lexikalische Einheiten des dauerhafteren Wortschatzes intendiert sind, sondern sofort wieder aus der Sprache herausfallen. Das wäre tatsächlich für typische Ad-hoc-Bildungen charakteristisch (Hohenhaus 1996, 1998). Bei den von Zimmer angeführten Beispielen liegen jedoch m.E. entweder überhaupt nicht mehr Ad-hoc-Bildungen vor (z.B. das etablierte Politthriller), und auch die meisten übrigen Beispiele dürften durchaus als weiterverwendbare Etiketten intendiert sein, auch wenn sie diesen Status in vielen Fällen nicht erreichen werden. [16] Sie sind Versuche der Schaffung von Wörtern, von denen der Urheber eher nicht im Sinn hat, dass man sie „gerne wegwerfen” dürfe. Das unterscheidet sie von wirklich vollkommen flüchtigen, und darum typischeren Ad-hoc-Bildungen.

 

Vor allem aber ist nicht klar, warum hybride Wortbildung an sich überhaupt eine solche „Bedrohung“ darstellen soll. Schließlich gibt es auch im Englischen (und vielen anderen Sprachen) produktive nicht-native Wortbildungselemente wie micro- oder mega-, ohne dass diese viel „Schaden“ anrichten würden.

 

 

3.4 Lehnübersetzungen und lexikalische Bedeutungsverschiebung

 

Einen schon bedeutenderen Einfluss (um statt des negativ wertenden „Schaden“ einen neutralen Begriff zu verwenden) auf die Sprache können sogenannte Lehnbildungen und Lehnprägungen haben (s. Görlach 1994: 136ff zu diesen traditionellen Begriffen der diachronen Linguistik; vgl. auch Lipkas 2001: 302 Kurzdarstellung). Um was es in Zimmers (1997) Zusammenhang geht, lässt sich wieder mit einer Auswahl seiner Beispiele illustrieren:

 

(3)       ein Thema adressieren, kontrolliert fahren, die Forscher lernten den Infektionsweg, einige Befehle arbeiten nur mit bestimmten Datentypen, in Plätzen wie Sarajevo,

 

Der Einfluss der englischen Ausdrücke ist evident: „to address an issue / a question / a problem“, „to control oneself / one’s driving“, d.h. etwa in der Bedeutung von „beherrschen“ / „im Griff haben“, „to learn the cause / the truth“, d.h. im Sinne von „herausfinden“, „to work“ in der Bedeutung von „funktionieren“, sowie „place“ nicht in der engeren Bedeutung von engl. „square“ oder „room / space“, sondern von „Ort“ (Städte eingeschlossen).

 

Wenngleich viele der Beispiele, die Zimmer ins Feld führt, schlicht als mangelhafte Übersetzungen charakterisiert werden können und insofern wenig repräsentativ für „echte“, d.h. spontane Sprache sind (die nicht wie jene so direkt aus intersprachlichem „Kontakt“ hervorgeht), so steht doch außer Frage, dass vergleichbare Phänomene auch in der Alltagssprache verbreitet sind. Etwa das oben mit aufgeführte kontrolliert fahren, wo die englische Bedeutung von „control“ ausgemacht werden kann, anstatt der älteren deutschen Bedeutung, die im Englischen eher „to check“ entspricht. Ein noch bekannteres Beispiel ist die seit einigen Jahren schon zu beobachtende Verwendungsweise von realisieren nicht in der vormals einzigen Bedeutung „verwirklichen“, die auch im Englischen eine (stilistisch bzw. fachsprachlich begrenztere) Zweitbedeutung ist, sondern zunehmend auch im Sinne von „wahrnehmen, bemerken“, was im Englischen die primäre Bedeutung ist. Dies ist Lehnbedeutung – d.h. ein schon in der Zielsprache gegebenes Wort übernimmt den Bedeutungsumfang des entsprechenden Lexems aus einer anderen Sprache, und wird damit auch in neuen Kollokationen verwendbar.

 

Tatsächlich trifft man in Zeitschriften wie dem Spiegel allenthalben auf ähnliche Fälle klarer Lehnbedeutungen englischen Ursprungs; hier ein etwas jüngeres Beispiel der Verwendungsweise von Idee nicht als „Einfall“, sondern, wie im Englischen „to have an / no idea of something“, als „Vorstellung von etwas“:

 

(4)       „Wer sich scheiden lässt, bekundet damit weniger, dass er keine Idee von Familie oder diese Idee aufgegeben hätte [...]” (Der Spiegel 43/2000, vom 23. Oktober, S. 316)

   

Verwandt mit derartigen Phänomenen sind auch solche, bei der sich die Übertragung auf die Syntax erstreckt (in der Linguistik entsprechend als Lehnsyntax bezeichnet). Es ist wiederum besonders der Spiegel, dem oft vorgeworfen wird, Konstruktionen wie in 1990 oder in Deutsch (statt im Jahre 1990, oder schlicht 1990, und auf Deutsch) etabliert zu haben. [17]

 

Hier ist ohne Frage Sprachwandel zu beobachten. Nun ist es ein klassisches Merkmal von Purismus, Sprachwandel stets als Sprachverfall zu deuten. Nicht übersehen werden darf jedoch, dass es solchen Wandel, gerade in Form von lexikalischer Bedeutungserweiterung oder -verengung, schon immer und in allen Sprachen gegeben hat. [18]  

 

Auch ist darauf hinzuweisen, dass lexikalisch-semantischer Wandel generell zügig vonstatten gehen kann, Syntax sich dagegen viel schwerer verändert. Und ob man auf oder in Deutsch sagt, betrifft die Syntax ohnehin nur minimal. Es ist in diesem Zusammenhang zumindest irreführend, wenn Zimmer (1997: 21) zu dem von ihm aus einem Modemagazin zitierten Satz Der Shootingstar unter den Designern bekam Standing ovations für die super-coolen Outfits mit den trendigen Tops im Relax-Look meint, das Deutsche liefere hier „nur noch das Füllmaterial”. Funktionswörter, Flexionsendungen, Wortstellung, kurz die Grammatik – das ist keineswegs „nur Füllmaterial” (und all das ist hier vollständig deutsch). Man könnte also gerade andersherum argumentieren: In diesem stabilen deutschen syntaktischen Rahmen, sogar einschließlich des für den Satzbauplan zentralen Verbs, sind lediglich die variablen „Leerstellen“ für Nomina und Adjektive mit (in der Tat anglisiertem) Material „gefüllt”.

 

Ein mit Lehnbedeutung und Lehnsyntax verwandtes Phänomen ist die Übertragung idiomatischer Ausdrücke von einer Sprache auf die andere – tatsächlich ist letzteres nicht leicht von ersteren abzugrenzen, wo es ja auch schon um englisch beeinflusste Kollokation ging (was ebenfalls dem breiteren Bereich der Idiomatik und Phraseologie zuzurechnen ist). Da aber Zimmer selbst wiederholt von „Idiomatik” spricht, seien hier noch ein paar Beispiele aus Zimmer (1997: 41f) nachgereicht, die relativ eindeutig in diesen Bereich fallen:

 

(5)       das macht keinen Unterschied/Sinn,

eine gute Zeit haben,

um auf der sicheren Seite zu sein

 

Zimmer (1997: 41f) gesteht ein, dass derartige Übertragung mitunter bereichernd sein kann, etwa im Falle von eine gute Zeit haben, da die Ausdrücke viel Vergnügen oder viel Spaß haben „nicht ganz das gleiche” seien. Auf der anderen Seite sei es im Falle der allmählichen Verdrängung von Sinn ergeben bzw. das ist kein Unterschied durch die anglisierten Versionen mit machen letztlich kein Schaden an sich, da daraus „weder eine Steigerung noch eine Schrumpfung der Ausdrucksgenauigkeit“ folge. Auch sei es „weder hässlicher noch unlogischer“ und darum „im Grunde egal, eins so willkürlich wie das andere“. Eben! – so möchte man hinzufügen. Doch Zimmer hält daran fest, dass „Bedeutungserweiterungen oder –verschiebungen und alternative idiomatische Wendungen das Lexikon einer Sprache zunächst einmal aufweichen“ (Zimmer 1997: 42). „Aufweichen“? Was soll man darunter verstehen? Das Lexikon ist doch ohnehin schon insofern der „weichste“ Teil des Sprachsystems, als er grundsätzlich der veränderlichste ist. (An anderer Stelle findet sich diese Charakterisierung auch bei Zimmer (1997: 69) selbst ganz explizit ausgesprochen). Zimmer (1997: 42) setzt erklärend hinzu, dass es ihm um das Entstehen von sprachlicher Unsicherheit gehe – man wisse „nicht mehr genau, welches Wort an einer Sinnstelle eigentlich zu stehen hätte“. Auch das wäre an sich noch nicht so tragisch – der sprachliche Alltag ist geprägt von allerlei Wortfindungsproblemen. Es kann also letztlich nur um das Ausmaß der Unsicherheit gehen. In einzelnen Entscheidungskonflikten kann dann das „Fremde“ die Oberhand gewinnen, vermutlich weil man es woanders (also im Englischen) schon einmal gehört hat, und bei gehäuftem Auftreten solcher Entscheidungen wird letztlich der „Überfremdung“ Vorschub geleistet. Auf diese Frage kommen wir in Abschnitt 5 zurück.

 

 

3.5 Orthografie

 

Quasi stufenlos geht Zimmer (1997: 43) sodann auf Aspekte der Orthografie ein, die ebenfalls aus dem Englischen „ins Deutsche eingedrungen“ seien – und impliziert so, dass es sich um ähnlich „bedrohliche“ Entwicklungen handele. Um es vorweg klarzustellen: Schrift ist nur ein linguistisches Sekundärsystem, das Primärsystem der Sprache kann somit von orthografischen Veränderungen kaum betroffen werden. Es ist erstaunlich naiv von Zimmer, hier (und an mehreren anderen Stellen) auf dieses unter Laien verbreitete Missverständnis zurückzufallen.

 

Doch der Reihe nach. Zimmer spricht verschiedene orthografische Aspekte an:

   (6)    a)         Ossi’s Grill, Rudi’s Fundgrube

            b)         Cassette, Concert Casse, Congress, Contactlinsen  

            c)         Support Datei, Technische Unterstützungs Abteilung

            d)         LandesBank, InterCity-Treff, ProfiPartner

            e)         Bluter-güsse, Kreb-stiere, Waldst-erben

 

Zu (6a): Zimmer (1997: 43) verwendet zur Bezeichnung des Phänomens der Apostroph-Abtrennung des <s> (nach englischem Vorbild) den Begriff „sächsischer Genitiv” (obgleich dieser Begriff nicht allein auf Orthographie, sondern zunächst auf die Syntax, nämlich auf die attributive Voranstellung des Genitivs bezogen werden kann, ganz gleich ob mit oder ohne Apostroph). Die neue Schreibweise des „sächsischen Genitivs“ im Deutschen soll sich zunächst in den neuen Bundesländern ausgebreitet haben. Anfangs sei sich noch darüber lustig gemacht worden, inzwischen aber habe es sich „zum Standard” entwickelt, denn „der sächsische Genitiv in Geschäftsnamen ist überall“. In der Tat kann allenfalls in dem genannten, sehr eng umrissenen „Text“-Sorten-Typ von einer einem „Standard“ gleichkommenden Verbreitung die Rede sein. Als Grund dafür vermutet Zimmer (1997: 44) wiederum einen aus Amerika entlehnten „Appeal“. Wie auch immer; außer Frage steht jedoch, dass die Verbreitung sich fortgesetzt hat, mitunter auch über den Genitiv hinaus. Zimmer merkt Übertragungen auf Fugen- und Plural-<s> an (in Museum’s Café und in Mac’s Snack’s). Der spiegel (26/2000, vom 29. Juni, S. 118-119) führt sogar noch weiter gehende Verselbstständigungen des Apostroph an: etwa auf Fälle, wo das <s> gar kein Plural, sondern schlicht letzter Buchstabe des Wortes ist, wie in Spielzeug von Damal’s, bzw. wo der Plural nicht <s> ist, wie in Matratze’n. Während Zimmer (1997: 43) den Genitiv-Apostroph noch damit zu erklären sucht, dass er „irgendwie moderner, jünger, dynamischer“ wirke, beschimpft der Spiegel das Phänomen der Ausbreitung über den Genitiv hinaus als „schlicht dämlich“ und spricht von „Deppen-Plural“, denn dies sei ja nicht einmal ein Anglizismus, da solche Schreibweise „weder in England noch in den USA erlaubt“ sei.

 

Beklagt wird auch, dass der Genitiv-Apostroph inzwischen als (markierte) Nebenform im Duden verzeichnet ist, was selbst im Fachdienst Germanistik (8/2000: 6f) unkritisch so wiedergegeben wird, als hätten „die Rechtschreib-Wächter irgendwann kapituliert“ – sodass nun auch bezüglich der neueren Verwendung des Plural-Apostroph „Pessimisten fürchten, dass auch sie bald ‚dudenreif‘ sein könne“. Dies reflektiert die unter Puristen wie linguistischen Laien allgemein verbreitete Erwartungshaltung gegenüber dem Duden als „oberste Instanz“ in autoritär präskriptiver Bewahrung des Deutschen. Wenngleich der Duden sich teilweise durchaus sprach-beratend versteht (d.h. Hinweise zu „gutem“ Sprachgebrauch anbietet), so hat er jedoch auch eine Funktion als deskriptiv objektiver Beobachter der Sprache (d.h. nicht als Bewahrer „älteren“ Sprachgebrauchs und Verhinderer von Wandel). Doch ist die Haltung des Duden hier in irgend einer Weise ausschlaggebend? Es ist doch wohl kaum so, dass jemand, der einen Namen für seine Kneipe oder seinen Imbiss sucht, erst im Duden nachschlagen würde, um sich zu vergewissern, ob der Name auch konform ist. Das dürfte gerade dort, wo Werbewirksamkeit im Vordergrund steht, kaum je der Fall sein. Entscheidend ist m.E. darum, nicht aus den Augen zu verlieren, dass es sich auch hier nicht um die Allgemeinsprache handelt, sondern um spezielle ASDs in einem kleinen sondersprachlichen Bereich. Anzeichen dafür, dass der Apostroph auch in anderen, normaleren Textsorten „Routine“ würde, dass also „das Motiv der Werbewirksamkeit [entfällt]“, wie Zimmer (1997: 78) spekuliert, vermag ich nicht zu erkennen.

 

Zu (6b): Die „modische“ Schreibweise mit <c> statt <k> ist ebenfalls eher ein rein auf Werbesprache begrenztes Phänomen – und zudem nur eine Wiederbelebung, denn einen entsprechenden „Werbe-Appeal“ hatte diese Schreibweise ja schon lange, auch bevor sie einer „Amerikanisierung“ in die Schuhe geschoben werden konnte, sondern eher dem Französischen als damalige „Modesprache“.

 

Zu (6c): Hier ist die bisherige Regel bezüglich der Schreibung von Komposita im Deutschen außer Kraft gesetzt, nämlich: entweder zusammen oder mit Bindestrich, nicht aber, wie im Englischen möglich und üblich, getrennt. Zimmer (1997: 77) gesteht zwar zu, dass die Regel der Zusammenschreibung gerade bei sehr langen Komposita nicht immer die „eleganteste“ sei, dennoch würde ihre Auflösung „Unklarheiten zuhauf“ schaffen. Wenn er jedoch z.B. Technische Unterstützungs Abteilung als „anscheinend die Abteilung für die Verabreichung des Unterstützungs“ interpretiert, so ist dies bloße Polemik. Niemand würde tatsächlich derart mutwillig fehlinterpretieren. In aller Regel wird zudem der Kontext etwaige „Unklarheiten“ aufzulösen helfen. Ein realer wirkendes Beispiel potentiell irreführender Ambiguität durch Getrennt-Schreibung führt Spiegel extra (10/1996: 46) an:

 

was soll der Hannoveraner davon halten, wenn er in die Stadt Halle geladen wird: Meinen die Veranstalter nun die heimische Stadthalle oder eine Stadt in Sachsen-Anhalt?

 

Doch auch solche, auf den ersten Blick (und sicher in diesem Kontext) wirkliche Ambiguität dürfte normalerweise zu disambiguisieren sein – etwa wenn an dem besagten Gebäude selbst Stadt Halle steht, oder wenn beispielsweise in einem Veranstaltungsmagazin für Hannover auf ein Konzert in der Stadt Halle hingewiesen wird, so wird der Leser kaum annehmen, er befände sich plötzlich in der Stadt dieses Namens, oder werde aufgefordert, zum Besuch eines Konzerts in Hannover nach Sachsen-Anhalt zu reisen. Kurzum: Der Kontext, sowie vernünftige Annahmen (auch konversationelle Implikaturen, wie es die Pragmatik nennt), werden in solchen wie eben auch in allen anderen Fällen von Ambiguität meist verlässlich genug sein, um ernsthafte Missverständnisse zu vermeiden (derartiges kommt zuhauf in allen möglichen Formen vor, auch in gänzlich unverdächtig deutschen Wörtern und Konstruktionen). Außerdem: Wenn das Englische bestens mit getrennt geschriebenen Komposita leben kann, wieso sollte das gleiche im Deutschen so schädlich sein? Der Punkt ist wohl wiederum nur, dass es anders ist als das bisher Vertraute, und schon allein darum, so der puristische Reflex, wird es als „Verfall“ aufgefasst. [19]

 

Zu (6d): Wieder geht es um die Schreibung von Komposita, hier aber nicht getrennt, sondern durchaus zusammen, aber ohne die bisher geltende Regel der Aufhebung der Großschreibung innerhalb von Wortbildungen. Hier ist Zimmer (1997: 77) nun plötzlich weit weniger kritisch. Zum einen aus einem praktischen Grund: Die Binnenmajuskel mache Komposita „übersichtlicher“. Laut Zimmer (1997: 77) sei dies auch der ursprüngliche Grund [20] für die Entstehung des Trends gewesen, nämlich in der Computersprache, wo bei „manchen internen Befehlen keine Leerzeichen“ geduldet werden, sodass z.B. screen save time out unakzeptabel, screensavetimeout aber für den Menschen schwerer lesbar wäre als das für den Computer gleichwertige ScreenSaveTimeOut. Zum anderen erkennt Zimmer (1997: 77) in diesem Fall (aber nicht in anderen, etwa bei (6b), wo das gleiche vorliegt), dass „das Neue […] nur das Alte“ sei. Er findet nämlich auch in der Literatur, genauer „in den Briefen des Dichters Wilhelm Waiblinger, Hölderlins Jugendfreund“, Belege wie FlammenSchrift oder MorgenZeitung. Alt, und dann auch noch in der Literatur zu finden – also nicht schlimm? Auch dies erinnert an einen entsprechenden klassischen Reflex in traditionellem Purismus. Insofern passt es auch, wenn Zimmer (1997: 77) geradezu einschränkend hinzufügt: „Doch nicht aus der Klassik hat das heutige Deutsch diese Neuerung bezogen. Auch sie stammt aus dem Englischen“. Ist es demnach zu bedauern? Was m.E. jedoch auch hier gilt, ist, dass es sich bei den aktuellen Beispielen um ein in jedem Falle stilistisch-funktional stark begrenztes Phänomen handelt; die bei Zimmer (1997) angeführten Belege sind (wenn nicht Computersprache) wiederum durchweg Marketingwörter (Produktnamen, Geschäftsnamen).

 

Zu (6e): Diese Beispiele, die fehlerhafte Worttrennung am Zeilenende darstellen sollen, sind m.E. auch nichts weiter als das: irrtümlich („schlampige“?) fehlerhafte Schreibungen. Ob solche Fehler nun heute häufiger geworden sein mögen oder nicht – dass sie zur allgemein akzeptierten Norm werden könnten, vermag ich beim besten Willen nicht zu erkennen.

 

Allen in diesem Abschnitt besprochenen Phänomenen ist gemeinsam, dass sie allein das Sekundärsystem Schrift betreffen, nicht aber die Sprache an sich. Sie im Sinne von letzterem zu interpretieren, ist das gleiche Missverständnis, das auch in weiten Teilen der öffentlichen Aufregung um die Rechtschreibreform auszumachen war (vgl. z.B. Langer 2000).

 

 

3.6 Phonologische „Codesprünge”

 

Gemeint ist hier der Umstand, dass englische Wörter innerhalb von deutschen Sätzen, bzw. englische Konstituenten innerhalb komplexer Wörter, zu Wechseln zwischen englischer und deutscher Aussprache zwingen, also weniger zu einem „Code-Switching“ als zu einem „Code-Mixing“. Dieses führe wiederum zu Unsicherheit bei der Aussprache, denn oft wisse man nicht „wo welche Sprache aufhört und welche anfängt“ (Zimmer 1997: 23). Aus den Beispielen, die Zimmer anführt, seien folgende herausgegriffen:

 

(7)       Inforecherche total im Onlinedienst für Homenutzer, Lifestyle-Debut-Plan

 

Bei ersterem müsse man „sechsmal zwischen drei Codes wechseln, dreimal mitten im Wort“, [21] und „kein einziger dieser Wechsel kündigt sich an oder ist zu erwarten“ (Zimmer 1997: 70). Zumindest das letzte Wort dieser Phrase (übrigens durch –nutzer statt –user teilweise verdeutscht) dürfte jedoch durch den Kontext durchaus „angekündigt“ sein. Bei dem zweiten Beispiel sei ebenfalls nicht klar, wie es auszusprechen sei, und deshalb sei es gar „kein verwendbares Wort“ (Zimmer 1997: 57). Das ist nicht ganz logisch, denn es ist ja offensichtlich verwendet worden. Außerdem hindert nichts daran, es in der Schriftsprache zu verwenden, wo das Problem der Aussprache wegfällt. Letzteres ist ein wichtiger Punkt: Derartige Beispiele – siehe auch die oben unter (2) genannten – sind schriftsprachlich. Sie müssen gar nicht gesprochen werden, solange man sie nicht vorlesen muss. Aber in frei gesprochener Sprache dürften solche komplexen Vermischungen eher selten sein.

 

Mir ist auch nicht ganz klar, ob Zimmer (1997) in dieser Frage wirklich weiß, was er will. Einerseits beklagt er Schwierigkeiten des Wechselns zwischen englischem und deutschem phonologischen System, andererseits mokiert er sich, wenn englische Wörter in der Aussprache „verdeutscht“ werden, wie z.B. airbag, wenn es mit deutschen statt den (im deutschen Phonem-Inventar eben nicht vorgesehenen) englischen Vokalen und mit deutscher Auslautverhärtung gesprochen werde, was er als Ehrbeck „transkribiert“ (Zimmer (1997: 36). Ebenso lamentiert er, dass z.B. Laboratory („läborätóhri“) oder gescratcht (nicht nur wegen der Flexionsform) von echten Englisch-Sprechern gar nicht mehr als Englisch erkannt werden würden. Phonologische Integration scheint ihm also mal zu weit zu gehen (was er offenbar irgendwie peinlich findet) und mal zu wenig zu erfolgen. Zimmer (1997: 57,10) merkt selbst an, dass die phonetische „Einbürgerung“ in der Vergangenheit ebenso zufällig erfolgte oder unterblieb (z.B. bei Globetrotter ja, bei Globe Theatre nicht), wie es bei den einschlägigen Verdeutschungsversuchen von französischen Fremdwörtern Anfang des 19. Jahrhunderts insbesondere durch Joachim Heinrich Campe der Fall war (Brüderlichkeit für fraternité, aber nicht Gesichtserker für Nase). Doch das Beispiel Jazz, bei dem in 80 Jahren keine „Entscheidung“ erfolgt sei, ist keineswegs repräsentativ für angeblich anhaltende Unsicherheit, denn mit den beiden Aussprachevarianten, voll verdeutscht („Jatz“) vs. nahe am Englischen („Dschähs“), geht auch ein zumindest konnotativer Bedeutungsunterschied einher (unter Jazzern mitunter geradezu ein ideologischer Unterschied – vgl. auch Drews 1999: 18). Im Allgemeinen gilt wohl tatsächlich eher das Folgende:

 

In dem Augenblick, in dem ein Wort in eine andere Sprache aufgenommen wird, ist es schon nicht mehr genau das gleiche – es wird anders gesprochen [und] es wird in ein anderes Flexionssystem eingebunden […]. (Zimmer 1997: 64)

 

Letzteres bringt uns zu dem letzten und sicherlich wichtigsten der hier diskutierten Phänomenbereiche:

 

 

3.7 Grammatische Unsicherheitsbereiche, bzw. mangelnde Morphologisierung

 

Hier endlich geht es tatsächlich um Kernbereiche das Sprachsystems. Denn um die Einbindung von fremden Elementen in die Grammatik kommt man weder in der geschriebenen noch der gesprochenen Sprache herum (außer vielleicht in bestimmten nur schlagwortartigen Registern von Werbung). Anders als bei Lehnsyntax (die in Abschnitten 3.4 und 3.5 kurz angesprochen wurde), bei der Details der Zielsprache verändert werden, geht es im Normalfall der Verwendung von Lehnwörtern darum, diese in das bestehende Regelsystem von Syntax und Morphologie einzubauen. Syntax betrifft auf der einfachsten Ebene zunächst die Aspekte Wortstellung und Funktionswörter, wobei letztere so gut wie nie entlehnt werden, und darum hier unproblematisch sind – zu ersterem unten mehr. Morphologie betrifft einerseits die ebenfalls von der Syntax determinierte Flexion und andererseits die Wortbildung. Zuerst kurz zu letzterer:

 

Schon die hybriden Komposita in (2) wurden ja von Zimmer (1997) kritisiert. Zusätzlich führt er nun auch eine Bemerkung zur Derivationsmorphologie an: „Um sich in der Umgebung der deutschen Sprache frei bewegen zu können, müssten sich fremdsprachige Wörter […] den deutschen Wortbildungsregeln unterwerfen“, also etwa „Substantive sich zu weiblichen movieren lassen, […] Verben allerlei Präfixe annehmen können, die ihren Sinn modifizieren“ (Zimmer 1997: 58). [22] Doch auch hier sieht Zimmer nun Defizite. Zwar sei z.B. Userinnen oder einchecken möglich, nicht aber z.B. *Bodyguardin oder *vertalken. Zimmer unterstellt jedoch eine Flexibilität und universelle Anwendbarkeit von Wortbildungs-Morphologie, die grundsätzlich gar nicht so gegeben ist. Zum einen ist Derivation (anders als Flexion) ohnehin fakultativ; zum anderen gibt es schon innerhalb des Deutschen selbst Einschränkungen. Auch bei den Substantiven, die für Movierung überhaupt in Frage kommt, also v.a. Personenbezeichnungen, [23] wo –in tatsächlich enorm produktiv ist, trifft man auf (meist systematische) Lücken, z.B. *Neulingin, *Zaubererin (aber Zauberin) oder auch: *Engelin. Ebenso ist das Verb-Präfix ver- auch mit deutschen Basisverben nicht völlig frei kombinierbar (vgl. etwa *verbrüllen, *verkämpfen). Lücken in der Wortbildung sind normal und somit auch bei entlehnten Elementen wenig Besorgnis erregend.

 

Flexionsmorphologie ist dagegen in Abhängigkeit von der grammatischen Umgebung prinzipiell obligatorisch; hier dürfte es also eigentlich keine Lücken geben. Insofern erscheinen die entsprechenden Schwierigkeiten, Unsicherheiten, etc., die Zimmer (1997: 58ff) in diesem Bereich aufzeigt, auf den ersten Blick tatsächlich schwerer zu wiegen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, etwa, was die Pluralbildung von Nomina betrifft. So ist es eben keine Unsicherheit, erst recht keine „Willkür“, dass es z.B. die User und nicht die Users heißt – alle auf –er endenden Nomina verhalten sich so (Eisenberg 1999: 23).

 

Was die unabdingbare Genus- und Plural-Zuweisung von Fremdwörtern im Deutschen angeht, die Zimmer (1997: 58) nur am Rande anspricht, so sei auf Eisenberg (2001) verwiesen (sowie auf die umfangreiche dort angegebene Literatur). Hier nur soviel: Die schon erheblich länger auf das Deutsche einwirkenden Latinismen (und Gräzismen) sind erheblich problematischer – ohne dass das Deutsche daran „gestorben“ ist. Die derzeitigen Entlehnungen aus dem Englischen „verhalten sich demgegenüber vergleichsweise harmlos und rufen im Gesamtsystem […] kaum Störungen hervor“ (Eisenberg 2001: 206).

 

Zimmer (1997) geht jedoch noch auf weitere grammatische Aspekte kritisch ein, die hier kurz separat diskutiert werden sollen.

 

(8)       Adjektiv-Flexion        

 

easy       ?ein easyes Leben, ?ein easyeres Leben,

pink        ein pink Oktagon (Beleg in einem Science-Fiction-Roman)

 

Bezüglich ersterem stellt Zimmer (1997: 59) wiederum einen sprachlichen Unsicherheits-Bereich fest, sodass mitunter, wie bei letzterem, ganz auf die Flexion verzichtet würde – kurzum die Adjektivflexion sei „im Prozess ihrer Deregulierung“ (Zimmer 1997: 80). Dieser überstürzten Schlussfolgerung ist zu widersprechen: In der Tat scheint ein easy Leben gegenüber ein easyes Leben die wahrscheinlichere Form zu sein – akzeptabel wäre letzteres aber m.E. durchaus auch. Kommt eine Komparation hinzu, die im Englischen wie im Deutschen bei derartigen Wörtern gleich, nämlich auf –er erfolgt, so scheint dies die anschließende deutsche Genus-/Kasus-/Numerus-Flexion wieder zu motivieren: ein easieres Leben ist m.E. akzeptabler als ein easier Leben.

 

Darüber hinaus geht es hier um Unsicherheiten, die es auch ohne Einfluss durch das Englische schon im Deutschen gibt. Zimmer (1997: 80) selbst merkt dies bezüglich entlehnter Farbbezeichnungen (z.B. orange) sowie bezüglich einiger als attributives „(Pseudo-) Adjektiv“ verwendbarer Wörter wie Klasse, Spitze, Scheiße an. Es muss heißen ein klasse Film, nicht *ein klasser Film (vgl. ein guter Film). Nota bene: Die flektierte Form ist sogar ganz eindeutig ungrammatisch – d.h. Unsicherheit liegt hier nicht vor. Ebenso verhält sich übrigens auch super, wenn es als attributives Adjektiv verwendet wird: ein super Spiel, *ein superes Spiel. [24] Mit anderen Worten: Das „Problem“ existiert schon im Deutschen, es kann also kaum dem Englischen angelastet werden. Übrigens auch nicht bei dem Fall pink, das ja keineswegs eine neue Entlehnung ist. (Dass der Übersetzer es auch im Deutschen nicht flektiert hat, dürfte daran liegen, dass solche Wörter sich eben im Deutschen dagegen sträuben: ein pinkes Oktagon ist zwar wohl akzeptabel, aber auch keine so viel bessere Lösung. Siehe Eisenberg 2001: 194f für eine nähere Auseinandersetzung mit diesem Phänomenbereich).  

 

Eine kleine sprachhistorische Anmerkung ist hier angebracht. Sollte eine Ausbreitung unflektierter attributiver Adjektive tatsächlich zu einem völligen Verlust der Genus-/Kasus-/ Numerus-Markierung bei Adjektiven führen, dann wäre dies genau das, was dem Englischen zwischen dem zehnten und dreizehnten Jahrhundert widerfahren ist (auf dem Weg vom Altenglischen zum Mittelenglischen), dennoch besteht das Englische nicht nur weiter sondern erfreut sich so großer „Kraft“, dass es angeblich das Deutsche nun gefährdet. Doch auch im Deutschen ist das „Problem“ solch „mangelnder“ Adjektivflexion an sich keineswegs neu, sondern reflektiert seinerseits einen früher entstandenen Sprachzustand (wie im Englischen), der noch in Archaismen (aus liturgischer Sprache) wie unser täglich Brot erhalten ist. Die Entwicklung der starken Adjektivflexion, in analogischer Übertragung der Markierung am Determiner, hat sich dann (so Pounder 2001) gerade auch durch erhöhte Standardisierungs-Bemühungen, d.h. besonders der Schriftsprache, ab dem sechzehnten Jahrhundert durchgesetzt (d.h. ihrerseits unter verstärkendem präskriptivem Einfluss).

 

(9)       Verb-Flexion  

 

            recyceln          recycled?, recycelt?, gerecycelt?, regecycelt?

            backupen       backuped?, backupt?, gebackupt?, upgebackt?, aufgebacken?

            outsourcen    outgesourct?

            tilten               andernfalls wird der Tisch getilt

(Beleg in einem Handbuch zu einem Computer-Spiel)

 

Die ersten drei Beispiele sind geradezu Klassiker in diesem Bereich. Zimmers (1997: 60) Darlegung des Flexionsproblems gerät ihm jedoch unnötig übertrieben, ja polemisch. Im ersten Falle greifen klare Regularitäten der Verbintegration (vgl. Eisenberg 2001: 194), das Partizip kann in der mit-entlehnten englischen Form verbleiben, solange es nicht weiter flektiert werden muss. Wenn doch, dann gewinnt die auch orthografisch angepasste Form recyceltes (Papier etc.) die Oberhand. Die darüber hinaus bei Zimmer als vermeintliche Alternativen angegebenen Formen sind völlig irreal; besonders *regecycelt ist auf jeden Fall ungrammatisch (und darum nichtexistent), denn selbst wenn man re- als Präfix auffasste, wäre es nicht trennbar, da es unbetont ist. Noch polemischer wird er bei backupen, wo aufgebacken natürlich nur ein Witz ist. Ansonsten ist das Problem der Partizipbildung bei Verben, die Bestandteile haben, die als möglicherweise trennbare Partikel aufgefasst werden könnten, natürlich schon real, und es bleiben Unsicherheiten. Bei manchen Kandidaten setzt sich jedoch irgendwann durchaus eine Form mehr oder weniger durch, was m.E. bei outgesourced eingetreten ist. Das letzte Beispiel in (9) ist insofern anders, als es einer Übersetzung entnommen ist, sodass wiederum nicht die Sprache an sich zu kritisieren ist, sondern lediglich die Nachlässigkeit eines Übersetzers.

 

Vor allem aber ist hervorzuheben, dass Zimmer (1997: 61) von einer falschen Grundannahme ausgeht, wenn er meint, es handele sich hier um eine „Aufweichung“, mit der Folge, dass es „nun gar keine erkennbare Regel mehr gibt“ – das war nämlich bei vergleichbaren Fällen ganz ohne englische Elemente auch schon vorher so. Eisenberg (1999: 22) stellt deutlich heraus, dass es „Duzende, wenn nicht Hunderte von heimischen Infinitiven“ gibt, „denen es keinen Deut besser geht“, darunter bausparen (gebauspart, baugespart?), bruchrechnen, bauchlanden. Wieder ist festzustellen, dass der Umstand, dass es solche so genannten defektiven Paradigmen gibt, weder das Sprachsystem besonders gefährdet, noch dass dies schlicht dem englischen Einfluss in die Schuhe zu schieben ist. Letzteres ist bei dem abschließend hier zu besprechenden Phänomen dann wirklich kaum noch möglich:

 

(10)     Stellung des Adjektivs

            Ski total, Urlaub exklusiv

 

Zwar gibt es auch im Englischen eine kleine Gruppe von nachgestellten Adjektiven, z.B. court martial, (from) time immemorial, God almighty, etc., die vermutlich auf Lehnsyntax (aus dem Französischen oder Lateinischen) zurückgehen (vgl. Welte 1982: 177). Sie sind jedoch quasi „eingefrorene“ Konstruktionen und erlauben im Gegenwarts-Englisch keine produktive Erweiterung auf neue Fälle. Doch auf diese englischen Phänomene bezieht sich Zimmer gar nicht. Er bleibt beim Deutschen.

 

Dennoch scheint bei Zimmers (1997: 79) Phänomen-Beschreibung wieder Purismus durch, wenn er kommentiert, dass im „poetischen Deutsch früherer Zeiten“ Röslein rot statt (das rote Röslein) „ohne weiteres“ möglich gewesen sei, dagegen aber z.B. das heutige Ski total „gänzlich unpoetisch“, und damit vermutlich zu verdammen sei. Neben dem vertrauten Rückverweis auf die gute alte Zeit führt Zimmer (1997: 79) dann auch das kaum minder klassisch puristische Argument der „Sprachlogik“ ins Feld. Diese würde nämlich bei Ski total fragen: „Was für einen Skilauf willst du? Einen totalen?“ Oder aber: „Wie willst du Ski laufen? Total?“ Doch erstens macht das m.E. kaum einen echten Bedeutungsunterschied (und um Logik geht es schon überhaupt nicht), und zweitens ist zu fragen, was denn die Alternative wäre. Totaler Ski ist zweifelhaft, und total Ski würde wieder zu flexionsloser Form führen und somit in Zimmers Augen kaum besser dastehen. Des weiteren verkennt Zimmer erneut die spezielle Funktion solcher Konstruktionen in einem speziellen Register, nämlich: der Werbesprache. Auch hier kann mit ziemlicher Sicherheit ausgeschlossen werden, dass sie drauf und dran seien, in die Allgemeinsprache Einzug zu halten.

 

 

3.8 Zimmers Zehn-Punkte-Zusammenfassung

 

Zimmer versucht seine Kritik und seine daraus resultierende Zukunftsprognose für das Deutsche abschließend in zehn Punkten zusammenzufassen, und das weitgehend anhand eines einzigen Textes, einer Übersetzung eines Softwarehandbuches (also wiederum einer ziemlich speziellen Textsorte). Das Ergebnis hätte eher beruhigen müssen. Nur einer der zehn Punkte betrifft nämlich wirklich ein allgemeineres sprachliches Problem – jenes der Adjektivflexion unter (8). Die übrigen beziehen sich zum Großteil lediglich auf Fragen der Rechtschreibung (bzw. Interpunktion), betreffen „die Sprache“ also gar nicht, oder sind lediglich Anzeichen „schlechten“ Übersetzens. Die Tätigkeit des Übersetzens (ob nun gut oder schlecht) ist jedoch auf keinen Fall repräsentativ für „echte“, d.h. natürliche Sprachverwendung.

 

 

4. Ursachen, bzw. die „Schuldfrage“

 

Die Hauptursachen für die verstärkte Anglisierung des Deutschen sieht Zimmer (1997), wie kaum überraschen wird, vor allen Dingen in der allgemeinen kulturellen Amerikanisierung, sowie in dem Status des Englischen als globale Sprache schlechthin. In Deutschland seien vor allem die Medien „Schuld“ an der Verbreitung des „Neuanglodeutsch“, sowie ganz besonders auch der Sprachgebrauch in Sphären wie der Welt der Mode und der Wirtschaft allgemein. Selbstverständlich wird auch die Computerisierung sprachlich beschuldigt.

 

An all dem ist fraglos viel dran, doch interessanterweise scheint gerade im Computerbereich, besonders im bisher tatsächlich überwiegend englischsprachigen Internet, inzwischen eine Umkehrung des Trends einzutreten. Die sprachliche Regionalisierung nimmt zu. Dieses sieht der Spiegel (der ansonsten eher pessimistisch ist), in einem Artikel des Amerikanisten Gert Raethel (Spiegel 44/2000 vom 30.10, S. 240-244), als ermutigend. Im gleichen Artikel werden auch Phänomene des Sprachspiels mit (pseudo-) anglisiertem Deutsch als potentiell positives Signal einer Trendwende gedeutet, z.B. der Slogan der Berliner Stadtreinigung We kehr for you. Dazu der Kommentar (S. 244): „Selbstironie steht meistens am Ende einer Entwicklung und könnte das Signal für eine Umkehr sein.“

 

Dies steht in Zusammenhang mit einem anderen Aspekt, den Zimmer (1997: 7f, 30ff) für maßgeblich bei der Verbreitung der Anglisierung gerade in Deutschland hält: die „deutsche Identitätskrise“. Diese bewirke, dass jede Sprachkritik sofort im Verdacht der „Deutschtümelei“ stehe und deshalb grundsätzlich vermieden werde. Ja, generell habe die Anglisierung in Deutschland besonders leichtes Spiel, da ihr aufgrund mangelnden sprachlichen Selbstbewusstseins kaum der Wille zum Widerstand entgegenschlägt. [25]

 

Auch daran scheint sich seit dem Erscheinen von Zimmers (1997) Arbeit einiges geändert zu haben, so dass seine Prognose auch in dieser Hinsicht womöglich verfrüht und zu negativ ausgefallen ist. Denn entgegen seiner Vorhersage haben sich inzwischen doch Bewegungen zum selbstbewussten Sprachschutz zusammengetan – allen voran eben der Verein Deutsche Sprache. Zudem zeigt die aktuelle Diskussion in den Medien, so diffus und oft unangebracht sie auch sein mag, dass heute zumindest mehr Bewusstsein über die „Anglisierung“ des Deutschen vorhanden ist. Ignoriert wird die Sprachentwicklung auch in der breiteren Öffentlichkeit jedenfalls nicht mehr (siehe hierzu weiter Abschnitt 6).

 

 

5. Wie bedroht ist der Fortbestand des Deutschen tatsächlich?

 

Es dürfte aus den vorangegangenen Abschnitten bereits hervorgegangen sein: Es besteht kein Grund zur Panik. Die meisten der besprochenen Phänomene betreffen überhaupt nicht „die Sprache“ (schon gar nicht das Kernsystem), und die, die es tun (d.h. vor allem die Fragen der Grammatikalisierung von Anglizismen) teilen ihre Problematik mit sowieso schon im Deutschen vorhandenen Schwierigkeiten. Darum ist zweifelhaft, dass Zimmer (1997: 8) mit seiner pessimistischen Kernthese richtig liegt:

 

Die Sprachentwicklung […] hat eine Richtung eingeschlagen, die den Fortbestand nicht nur des Deutschen, sondern etlicher europäischer Sprachen in Frage stellt.

 

Etwas vorsichtiger formuliert Zimmer (1997: 33) an anderer Stelle so:

 

Niemand kann sagen, ob der Punkt, an dem es für einige europäische Sprachen keine Rettung mehr gibt, bereits erreicht ist. Niemand kann aber auch sagen, er sei noch nicht erreicht; erst recht nicht, er werde nie erreicht.

 

Für das Deutsche kann man für die überschaubare Zukunft noch sehr zuversichtlich sein. (Über die ferne Zukunft könnte man selbstverständlich allenfalls spekulieren). Doch Zimmer bezieht sich ja nicht nur auf das Deutsche, sondern fürchtet auch um das Schicksal anderer Sprachen. Hier muss man m.E. unterscheiden. Tatsächlich gibt es Prognosen, dass das Englische als globale Weltsprache viele (bis zu 90%) „kleinerer“ Sprachen verdrängen könnte (vgl. Crystal 1998; 2000). Doch noch gehört das Deutsche mit immerhin um die 100 Millionen Muttersprachlern sicherlich nicht zu dieser gefährdeten Gruppe. [26]

 

Außerdem ist keinesfalls klar, dass Zimmer die Mechanismen von solch katastrophalem Sprachwandel richtig sieht. Das Hauptargument, auf das Zimmer (1997: 70ff) seine Sorge um den Fortbestand des Deutschen nämlich letztlich zurückführt, ist folgendes: Die (vermeintlich) nicht-assimilierten englischen Elemente, die zu „Interferenzen“ führten, hätten zu einer „Pidginisierung“ geführt, und dieses „Pidgin“ würde wahrscheinlich alsbald von Kindern, die während der kritischen Phasen des Spracherwerbs in der „neuanglodeutschen“ Sprachgemeinschaft aufwachsen, „kreolisiert“, d.h. zu einer „neuen“ Sprache – und damit werde der Schaden im ursprünglichen deutschen „Tiefencode“ irreversibel. [27]

 

Im Prinzip ist ein solches Szenario der Entstehung von Kreol aus Pidgin nicht unrealistisch, und es ließen sich aus der Vergangenheit diverse tatsächliche Beispiele von derartigem Kreolisieren im Sprachkontakt anführen. Nur sind die Vorbedingungen im Deutschen nicht gegeben. Vor allem: Das heutige gesprochene Deutsch ist kein Pidgin! (Siehe auch unten und Abschnitt 3.4). Zudem betrifft der weit überwiegende Teil der Merkmale von Zimmers (1997) „Neuanglodeutsch“ ja mehr oder weniger ausschließlich die Schriftsprache – und vornehmlich nur spezialisierte Register wie Werbesprache oder Computersprache. Doch Lesen lernen Sprecher erst zu einem Zeitpunkt, wo alle wesentlichen Phasen des primären Spracherwerbs [28] bereits abgeschlossen sind (zumal die des Grammatik-Erwerbs – während das Lexikon stets offen bleibt). Für eine tatsächliche Kreolisierung müssten Kinder also solchem „Neuanglodeutsch“ früher und in gesprochener Form ausgesetzt sein. Doch wer spricht schon zu Kleinkindern so, wie es etwa ein Modedesigner tut, wenn er seine Werke anpreist, oder gar wie ein schlechter Software-„Lokalisierer“?

 

Auch die „Szenesprachen“ der Jugend stellen m.E. kaum eine Gefahr in dieser Hinsicht dar. Wiederum kann frühestens ab dem Schulalter, vor allem aber erst ab dem Teenager-Alter von solchen Sondersprachen die Rede sein. Auch wandelt sich Jugendsprache ohnehin stets besonders zügig, sodass Vorhersagen oder auch nur Generalisierungen notorisch schwer zu treffen sind. [29] Zum anderen hat die Amerikanisierung der Jugend- und Pop-Kultur in Deutschland durchaus auch ihre Gegenbewegungen erfahren. Im Bereich der Popmusik etwa schon früh durch Deutsch singende „Krautrocker“ wie Udo Lindenberg, Anfang der 80er durch die „Neue Deutsche Welle“, oder in den 90ern durch den deutschen Hip-Hop. [30]

 

Sicher, konfrontiert mit besonders extremen Beispielen von anglisiertem Deutsch ist die übliche Kurzschluss-Reaktion, dass man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen möchte und den Untergang des Abendlandes für gekommen hält, vielleicht nicht ganz unverständlich. Hier das womöglich berühmteste (und wohl auch extremste) Beispiel, ein Auszug aus einem Interview mit der Modedesignerin Jil Sander: [31]

 

Mein Leben ist eine giving-story. Ich habe verstanden, dass man contemporary sein muss, das future-Denken haben muss. Meine Idee war, die hand-tailored-Geschichte mit neuen Technologien zu verbinden. Und für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend, die Idee, dass man viele Teile einer collection miteinander combinen kann. Aber die audience hat das alles von Anfang an auch supported. Der problembewusste Mensch von heute kann diese Sachen, diese refined Qualitäten mit spirit eben auch appreciaten. Allerdings geht unser voice auch auf bestimmte Zielgruppen. Wer Ladyisches will, searcht nicht bei Jill Sander. Man muss Sinn haben für das effortless, das magic meines Stils.

 

Ohne Frage: Hier geht die Vermischung von Deutsch mit Englischem (teilweise auch in der Morphologie) besonders weit. Nur: Ist das in irgendeiner signifikanten Weise repräsentativ für die Allgemeinsprache? Wohl kaum. Hinzu kommt ein weiterer Punkt, den Zimmer (1997: 21) kurzerhand vom Tisch fegt, der aber durchaus eine gewisse Berechtigung haben mag. Er merkt an, dass dieser Stil von der „Interviewerin mit den in den Sanderschen Ateliers arbeitenden ‚Menschen vieler Nationalitäten‘ entschuldigt“ werde. Ein solches sprachliches Umfeld ist in der Tat haargenau das, in dem Pidgins typischerweise entstehen – „Business“ in Sprachkontakt. (Das Wort Pidgin geht schließlich etymologisch selbst auf engl. business zurück). Insofern könnte man Sander allenfalls den Vorwurf machen, dass sie es versäumt hat, einen Sprach- bzw. Registerwechsel zu vollziehen, der für ein Interview in der FAZ sicherlich angebracht gewesen wäre, und statt dessen schlicht in ihrem sondersprachlichen Pidgin verblieben ist (möglicherweise ohne es selber bewusst wahrzunehmen).

 

Schließlich, und vor allem, muss man sehen, dass das Gerüst der Sprache auch bei erhöhter Frequenz von lexikalischen Anglizismen in aller Regel nach wie vor stabil deutsch bleibt (vgl. auch Abschnitt 3.4). Auch der Anteil anglisierter Lexik ist normalerweise keineswegs so dramatisch. Nehmen wir einmal nicht isolierte Sätze oder gezielt ausgesuchte Auszüge, sondern zum Vergleich einen mehr oder minder willkürlich gewählten ganzen Text als Beispiel, sogar einen, in dem man durch den Kontext erhöhte Anglisierung erwarten darf: In einem Essay von Bundeskanzler Schröder über die „New Economy“ im Spiegel (33/2000 vom 14. August, S. 86f) tauchen tatsächlich 18 als Anglizismen einzustufende Wörter auf: direkte Entlehnungen wie E-Commerce, Think Tanks, Lean Production, hybride Konstruktionen wie Just-in-time-Flexibilität, Lehnübersetzungen wie neue Ökonomie, sowie voll etablierte Anglizismen wie Teamwork. Doch nicht nur ist die Grammatik auch hier absolut intakt, auch stellt ein Anteil von 18 Anglizismen (selbst wenn diese überproportional auffällig sein mögen) in einem zweiseitigem Text doch letztlich nur einen Bruchteil des lexikalischen Materials dar.

 

 

6. Ausblick

 

Die Aufregung um den Einfluss des Englischen auf das Deutsche hat insofern Berechtigung, als man die neuen Anglizismen (und die oft modischen Funktionen) als „unschön“ empfinden kann. [32] Sprachwandel erzeugt immer Reibung. Darum neigt man als (erwachsener) Muttersprachler natürlicherweise zu gewissen puristischen Reflexen. Nur sollte man sich von auch noch so verständlichen Emotionen nicht zu subjektiven Übertreibungen, was die Sachlage angeht, verleiten lassen. Die Gefahren für den Fortbestand des Deutschen sind tatsächlich weit weniger akut als viele Kommentare nahe legen. Das gilt insbesondere für das Sprachsystem an sich, also für den von Zimmer und neuerdings auch anderen so genannten „Tiefencode“, der von dem lexikalischen Wandel keineswegs in neuer und bedrohlicher Weise erodiert wird. Die Anglizismen „bescheren uns weniger ein strukturelles Problem als eines der Menge und Verständlichkeit von lexikalischen Einheiten“ (Eisenberg 2001: 206).

 

Zum anderen sind puristische Klagen über englische Einflüsse keineswegs neu (wie Hilgendorf 1996 mit Verweis auf Dunger 1909 zu Recht herausstellt). Doch verhindert haben sie die Entwicklung nicht. Grundsätzlich muss man sehen, dass Sprachwandel sich nie verhindern und nur sehr begrenzt steuern lässt. Insofern ist die vergleichsweise gelassene, weiterhin überwiegend deskriptive (statt präskriptive) Haltung der deutschen Sprachwissenschaft (im In- und Ausland) vollkommen angebracht.

 

Es bleibt zu hoffen, das eine linguistisch informiertere und objektivere Haltung auch in den Medien wie der Öffentlichkeit insgesamt mehr Verbreitung findet. Auf jeden Fall bleibt es weiterhin spannend, nicht nur die Sprachentwicklung selbst, sondern auch die öffentlichen Diskussionen um sie zu beobachten. Seit den jüngsten Forderungen nach „Sprachgesetzen“ scheint mir gar ein gewisser Stimmungswechsel eingetreten zu sein. Zurzeit mehren sich in den Medien Stimmen, die an derartigen sprachlenkenden Bestrebungen ihrerseits Kritik üben. Der Unmut über die „Epidemie“ von Anglizismen mag nach wie vor weit verbreitet sein, die Vorstellung einer gesetzlichen Sprachregelung (zumal in noch frischer Erinnerung an die Querelen um die verordnete Neuregelung der Rechtschreibung) wird offensichtlich jedoch keineswegs mehrheitlich begrüßt. Im Gegenteil. Und das beruhigt.

 

 

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Zimmer, Dieter E. (1995a) Begegnung mit dem Deutsch von morgen. In: Die Zeit 21, 78.

Zimmer, Dieter E. (1995b) Sonst stirbt die deutsche Sprache. In: Die Zeit 26, 42.

Zimmer, Dieter E. (1997) Neuanglodeutsch. Über die Pidginisierung der Sprache. In: Dieter E. Zimmer, Deutsch und anders. Die Sprache im Modernisierungsfieber, Reinbek: Rowohlt, 7-104.

 

 



[1] So interpretiert es letztlich auch der Direktor des IDS, Gerhard Stickel, in einem kritischen offenen Brief an Werthebach (siehe: www.ids-mannheim.de/aktuell/pr010129.html).

[2] Die hier angegebenen Beispiele sind mehr oder weniger willkürlich herausgegriffen und ließen sich nahezu endlos ergänzen – man muss nur einmal den vielen Hinweisen („links“) auf der Internetseite des Vereins Deutsche Sprache nachgehen (unter: www.vds-ev.de).

[3] So zum Beispiel in einer Sendung der Deutschen Welle am 18. 01. 2001 – das Transkript ist nachzulesen unter: www.vds-ev.de/presse/zeitungsartikel/deutsche-welle_18_01_01.htm

[4] Vgl. etwa Die Welt vom 11. 02. 2001. Die Wortmeldungen der Politiker gehen jedoch quer durch die Parteien (vgl. „Reinheitsgebot Deutsch“ in der Lippischen Landeszeitung vom 28. 02. 2001).

[5] Es ist interessant zu bemerken, dass in derartigen Äußerungen oft auf solche Metaphorik von Sprache als Körper/als lebender Organismus zurückgegriffen wird (siehe auch Zimmers Redeweise von “verstümmelten Wörtern” oder “Wortbastarden” in dem längeren Zitat in Abschnitt 3.3). Den Hinweis hierauf verdanke ich Christian Fandrych. In der Tat ist dies eine der gängigsten Metaphern nicht nur der “alltagssprachliche[n]”, sondern nicht selten auch der linguistischen Metakommunikation; vgl. Welte & Rosemann (1990:130-132).

[6] Ich verwende hier den Begriff „Purismus” in einer weiten Auslegung, in der auch weniger auf „Reinheit“ angelegte Sprachkritik, konservative Warnung vor Sprachverfall und sonstige Formen von traditionellem Präskripivismus mit eingeschlossen sein sollen. Eine eingehendere Diskussion dieser Begriffe und der relevanten Traditionen und Grundannahmen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Ich habe jedoch anderer Stelle solche weiter gehenden Aspekte berücksichtigt, worauf hier nur verwiesen sei: vgl. Hohenhaus (in Vorbereitung),

[7] So stand etwa die IDS-Jahrestagung 2000 unter dem Motto „Neues und Fremdes im deutschen Wortschatz“ – siehe den Bericht unter: www.ids-mannheim.de/pub/sprachreport/sr00-2a.html

[8] Dieses Kapitel in seinem „innerhalb wie außerhalb der Sprachwissenschaft viel beachtete[n]” (Eisenberg 1999:18) Buch Deutsch und anders geht in Teilen auf bereits 1995 in der Zeit erschienene Artikel zurück – siehe Literaturverzeichnis am Ende dieses Aufsatzes.

[9] Ein (anonymer) Gutachter für den vorliegenden Artikel äußerte sich weniger wohlwollend und bezeichnet Zimmer gar als „charlatan“ und sein Buch als „pernicious” – m.E. kann man jedoch bei aller berechtigten scharfen Zurückweisung von Zimmers als „sprachwissenschaftlich“ getarnter Sprachkritik nicht so weit gehen, ihm Vorsätzlichkeit und bösen Willen zu unterstellen.

[10] Im Verlauf meines Artikels werde ich z.T. heftige Kritik an dieser Arbeit Zimmers üben; das soll seine übrigen wissenschafts-journalistischen Leistungen (bes. in der Zeit) nicht schmälern. Nur: Bei seiner Sprachkritik an der vom Englischen beeinflussten Entwicklung des Deutschen ist ihm meiner Ansicht nach die Argumentation aus dem Ruder gelaufen (d.h. als nicht nur berichtendem, sondern praktizierendem Germanisten).

[11] Es sei einmal ganz davon abgesehen, dass es sich hier um keineswegs neue, sondern schon seit Jahrzehnten fest etablierte Anglizismen handelt, die insofern gar nicht in den Gegenstandsbereich der aktuellen „Anglizismen-Flut“ gehören.

[12] So etwa äußert sich auch IDS-Direktor Stickel in seinem offenen Brief an Werthebach; siehe wiederum: www.ids-mannheim.de/aktuell/pr010129.html

[13] Vgl. Lipka (2001: 303, 308ff) zu dieser und anderen Pseudo-Entlehnungen. Es ist jedoch nicht ganz richtig zu sagen, „Engländer oder Amerikaner kennen dieses Wort nicht” (Lipka 2001: 308); das tun sie schon, nur eben in einer ganz anderen Funktion und Bedeutung („nützlich“, „gelegen“). Der Ursprung von Handy im Deutschen ist offenbar ungeklärt, es scheint aber so zu sein, dass es im Deutschen gebildet worden ist, d.h. nicht entlehnt worden ist.

[14] Die allerdings sehr gemischt sind – und nicht alle sind wirklich hybrid, z.B. ist TripHop Sound, abgesehen von der Großschreibung, rein Englisch, des weiteren sind Bildungen mit aus den klassischen Sprachen Latein und Griechisch stammenden Präfixen wie Mega-, Neo-, anti-, etc. weder speziell dem Englischen anzulasten noch ein besonders neues Phänomen, und schon gar nicht ein spezifisch deutsches – es gilt genauso schon innerhalb des Englischen.

[15] Siehe auch die dort angegeben früheren Arbeiten Lipkas, sowie Hohenhaus (1996:341ff).

[16] Was eine Frage der Durchsetzung ist; im Grunde sind sie aber generisch und damit prinzipiell lexikonfähig, anders als typische Ad-hoc-Bildungen; vgl. bes. Hohenhaus (1998) zu diesem Punkt.

[17] Langer (2000) weist jedoch darauf hin, dass der Konstruktionstyp in + Jahreszahl als solcher keineswegs, wie oft angenommen, eine neue Entwicklung der jüngeren Zeit ist, und dass er schon in Andresen (1923:331) puristisch angeprangert wird. Fraglich bleibt jedoch, ob der Spiegel einen älteren Sprachgebrauch fortführt bzw. wieder aufgegriffen hat, oder ob er nicht doch (unabhängig von letzterem) eher unter dem Einfluss des Englischen in jüngerer Zeit zu dieser Verwendungsweise gekommen ist, was m.E. wahrscheinlicher ist.

[18] Darum ist das, was als „ursprünglich richtig“ aufgefasst wird, also als Bezugspunkt, von dem aus sich die Sprache „verschlechtert“ habe, stets selbst das Ergebnis von Sprachwandel. Nicht selten weist Bedeutungswandel über lange Zeiträume quasi kreisförmige Bewegungen auf. Was bei Bedeutungserweiterung als Abweichung von einer älteren engeren Bedeutung gewertet wird, kann man mitunter auf eine ebenso weite, noch ältere Bedeutung zurückführen. Die angeblich „richtige“ Bedeutung war also selbst Resultat von Sprachwandel, nämlich Bedeutungsverengung. So geschehen etwa bei dem Wort geil, dessen engere, sexuelle Bedeutung sich vor etwa drei Jahrzehnten zunächst in der Jugendsprache zum Schrecken älterer Sprecher zu der allgemeinen weiten Bedeutung „gut, toll, schön“ entwickelte – die es vor seiner neuhochdeutschen Verengung auf „sexuell lüstern“ in älteren Sprachstufen schon einmal hatte (vgl. Gutknecht 1996:18f).

[19] Zimmer (1997:81) nennt auch Beispiele, die über reine Zusammensetzung hinausgehen und Phrasen betreffen, z.B. die Alle Löschvorgänge bestätigen Checkbox. Diese Schreibung dürfte lediglich der Nachlässigkeit des betreffenden Übersetzers zuzuschreiben sein. Möglicherweise ist auch schon das Original „schlampig“ geschrieben gewesen; denn auch im Englischen werden die mehrteiligen Erstkonstituenten in Phrasenkomposita normalerweise entweder durch Bindestriche oder aber Anführungszeichen, seltener auch durch Großschreibung der Bestandteile, noch seltener gar durch Zusammenschreibung oder sonstige graphische Mittel „zusammengehalten“ (Hohenhaus 1996:95f). Zimmer (1997:81) nennt auch ein in der Tat besonders „eindrucksvolles“ Beispiel aus dem Internet: Willkommen bei der besetztes haus Alt Stralau 46 Home Page Wir bleiben alle. Doch auch dies kann m.E. schlicht und einfach als „schluderige“ Rechtschreibung (und Interpunktion!) beklagt werden – doch mangelhafte Rechtschreibfähigkeiten hat es ebenfalls schon immer gegeben und wird es wohl auch in Zukunft immer geben, sicherlich gerade im „unkontrollierten“ Raum des Internets – ist aber kaum als eine neue Normen begründende Tendenz der Allgemeinsprache anzusehen.

[20] Möglicherweise ist die Verbreitung des Phänomens auch durch eine schon länger zu beobachtende andere Verwendung einer Binnenmajuskel erleichtert worden, nämlich der „politisch korrekten“ Großschreibung des Movierungssuffixes –in, z.B. bei StudentInnen, zur Umgehung des Maskulinums bei den meisten generischen Personenbezeichnungen (wie der Student von heute, was auch weibliche einschließen soll, es aber eben nicht formal explizit tut).

[21] Ganz so eindeutig ist diese Zahl jedoch nicht, da nicht nur total (wie Zimmer selbst anmerkt) sondern etwa auch Info sowohl englisch als auch deutsch ausgesprochen werden könnte.

[22] Dies sei „eine große Stärke der deutschen Sprache“ (Zimmer 1997:58) – doch was soll das heißen, „Stärke“? Ist etwa eine isolierende Sprache wie das Chinesische, das keine affixale Derivation kennt, darum „schwach“? Doch Zimmer (1997) scheint sich dieses latenten Sprach-Chauvinismus nicht bewusst zu sein, und es ist sicher nicht so von ihm intendiert.

[23] Allenfalls noch einige Tierbezeichnungen – vgl. Hündin, Löwin, aber *Wurmin, *Walrössin, *Dinosaurierin (siehe auch Plank 1981:96ff, 141f, 150f).

[24] Laut Zimmer (1997:80) ist auch ein scheiße Heft möglich (aber *ein scheißes Heft); m.E. ist natürlicher: ein scheiß Heft (ohne –e, wie auch in dieser Funktion als Nomen: so ein Scheiß).

[25] Wie in puristischen Klagen üblich wird an dieser Stelle auch die Sprachwissenschaft der „unterlassenen Hilfeleistung“ angeklagt. Sie habe quasi kapituliert, indem sie „längst allem ‚Normativen‘ abgeschworen“ habe (Zimmer 1997:7f). Sie beobachte „nur“ mit „grenzenloser Duldsamkeit“ alle Kontaktphänomene, ohne einzuschreiten. Zu einer Stellungnahme zu dieser verbreiteten Fehleinschätzung der Linguistik sei hier auf Gauger (1999) verwiesen, der gewagt hat, bei einer Tagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zum Thema Sprache in Not? quasi in die Höhle des Löwen zu treten, um vor überwiegend nicht-linguistischem Publikum zu erläutern, warum von der Linguistik zu Recht keine „Hilfe“ bei der präskriptiven Sprachpflege zu erwarten sei. Mit welchem Erfolg, das sei dahingestellt. Die Formulierung im Vorwort (Meier 1999:12), die Sprachwissenschaft pflege „bei der Analyse der Sprache und ihrer Entwicklung stehen zu bleiben“ (meine Hervorhebung, P.H.), stimmt eher skeptisch.

[26] Auch muss man sehen, dass nach wie vor Bücher ins Deutsche übersetzt werden müssen, um am deutschen Markt erfolgreich sein zu können. Praktisch nie tauchen englischsprachige Titel in deutschen Bestsellerlisten auf. Ähnliches gilt auch für Film und Fernsehen. Die unzähligen Serien und Spielfilme vor allem aus den USA, auch wenn heute die Titel oft auf Englisch belassen werden, erscheinen in Deutschland nach wie vor in deutsch synchronisierten Fassungen (anders als in vielen anderen Ländern, etwa den skandinavischen, die lediglich Untertitel verwenden). Diesen wichtigen Punkt übergeht etwa auch Hilgendorf (1996:5).

[27] Zimmer (1997:71) missversteht „Pidgin“ als „keinen wissenschaftlichen“, sondern als einen „polemischen“ Begriff. In der Umgangssprache mag er solche Konnotationen haben, in der Linguistik jedoch ist er ein Terminus technicus, und zwar für eine Art Ersatzsprache (genauer: stark reduzierte Mischungen zweier Sprachen mit nur rudimentärer Grammatik), die erzwungen durch Sprachkontakt und in Ermangelung einer gemeinsamen Verständigungssprache quasi als Notbehelfs-Kommunikationsmittel dienen. Aus Pidgin entstehende Kreolsprachen sind dagegen vollwertige natürliche Sprachen, hervorgebracht durch das angeborene universale Sprach-Programm, anhand dessen Kinder im Spracherwerb geradezu zwangsläufig Grammatiken selbstständig hervorbringen, also das, was Zimmer (1997) „Tiefencode” nennt (ein Begriff, der im Übrigen selbst kritikwürdig ist, legt er doch eine höchst zweifelhafte Analogie zu dem Terminus „Tiefenstruktur“ nahe, wie er in Chomskys Standardtheorie der generativen Transformationsgrammatik früher einmal üblich war).

[28] Dass Zimmer die Mechanismen des natürlichen Spracherwerbs hier verkennt, ist insofern ein wenig überraschend als er Jahre zuvor in Zimmer (1986) die grundsätzlichen Erkenntnisse der Linguistik über Spracherwerb durchaus sehr angemessen wiedergegeben hat - hätte er bei sich selber nachgelesen, hätte ihm eigentlich auffallen müssen, dass seine Argumentation nicht schlüssig ist.

[29] So ist etwa der Anglizismus cool (laut Lipka 2001: 304, der sich hier auf das SZ-Magazin vom 10. 3. 2000, S. 22f beruft) längst von krass, fett, korrekt abgelöst worden, d.h. per Bedeutungs-Verschiebung schon vorhandener deutscher Wörter. Eine ähnliche Funktion hatte vor ein paar Jahren auch kult (als Adjektiv!) angenommen. Höchstwahrscheinlich jedoch sind inzwischen wiederum längst andere Entsprechungen im Umlauf (vgl. zur Jugendsprache im Deutschen allgemein z.B. Androutsopoulos 1998).

[30] Und (mindestens) zwei der erfolgreichsten Urgesteine der jüngeren deutschen Popmusik, Die Toten Hosen und Die Ärzte, die unter dem Etikett „Neue Deutsche Härte“ firmieren, überspannen bereits lange Zeiträume, und besonders letztere bereichern das Deutsche mit oft hochintelligenter deutschsprachiger Pop-Lyrik. Nur gelegentlich erscheinen darin einige der voll etablierten Pop-Internationalismen wie yeah! oder Baby. Zwar trifft weiterhin zu, dass auch viele deutsche Pop-Gruppen sich für das Englische entscheiden (wohl in der Hoffnung auf Erfolg auch außerhalb des deutschsprachigen Raums, was sich jedoch nur in Einzelfällen dauerhaft erfüllt). Dennoch kann von einer totalen Dominanz des Englischen als Pop-Sprache nicht die Rede sein.

[31] Zimmer (1997:21f) gibt als Quelle das Magazin der Frankfurter Allgemeinen an, allerdings ohne Nennung von Ausgabe und Seitenzahl. Dieses Beispiel hat Jil Sander übrigens auch den ersten vom Verein Deutsche Sprache vergebenen Titel Sprachschuster des Jahres eingebracht.

[32] Eine persönliche Bemerkung sei an dieser Stelle erlaubt: Auch ich „ärgere“ mich über die meisten hier besprochenen Phänomene, insbesondere über manche übertriebenen Marotten der Marketing-Sprache. Das hindert mich aber nicht daran, als Sprachwissenschaftler auf dem Boden der Objektivität zu bleiben. Es ist jedoch klar, dass das nicht immer leicht ist; so enthält z.B. auch Schaefer (1999:127, 132), trotz expliziter Erwähnung dieses Objektivitäts-Gebots, mitunter Aussagen, die an Purismus gemahnen, z.B. die Metaphorik von bestimmten Anglizismen als „junk food“, die „not digestible“ sei, oder die (wohl unbewusst) implizit moralisierende Bemerkung, dass Sprecher von Jugendsprache, in der „ursprüngliche“ Etymologien missachtet würden, generell ein „‚lockeres Verhältnis‘ to anything that has an historical dimension“ hätten.

 

 

Biographische Angaben

 

Peter Hohenhaus (http://www.brad.ac.uk/acad/mod-lang/peterhohenhaus.htm) studierte Anglistik, Germanistik und Musikwissenschaften an der Universität Hamburg, wo er 1990 seinen MA und 1995/96 seinen Dr. Phil erwarb. Seine Hauptforschungsinteressen liegen im Bereich der theoretischen und empirischen Morphologie und Lexikologie, kontrastiver Linguistik, Korpuslinguistik, Sprach- und Linguistik-Geschichte, sowie der Psycholinguistik. Derzeit ist er Dozent (lecturer) am Department of Modern Languages der Universität Bradford (West Yorkshire).