Issue 3/2023  -  ISSN 1470-9570

ARTICLES

„Griechenland ist meine lieblingsland zu besuchen" – Der Einfluss der Vorbereitung auf die Themenvielfalt und syntaktische Komplexität im prozessorientierten Schreiben schwedischer DaF-Lernender

Christine Fredriksson, Göteborg & Christina Rosén, Växjö (pages 1-21)

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In diesem Artikel präsentieren wir die Ergebnisse einer Interventionsstudie zum prozess-orientierten Schreiben von schwedischen Schülerinnen und Schülern im Deutsch als Fremdsprache-Unterricht in Kurs 4 (entspricht dem Niveau B1 des GER) an einem schwedischen Gymnasium. Im Fokus stehen die Mindmaps der Schülerinnen und Schüler aus der Planungsphase beim prozessorientierten Schreiben. Wir wollen feststellen, wie diese die Textlänge und die Textgestaltung beeinflusst haben (Korrelation zwischen der Anzahl der Kategorien in den Mindmaps, dem Textinhalt und der Textlänge). Wir untersuchen außerdem die syntaktische Komplexität in den Texten, um herauszufinden, inwieweit syntaktische Komplexität und Textlänge miteinander korrelieren. Die syntaktische Komplexität wurde anhand der Anzahl komplexer Sätze (korrekte und inkorrekte), die Sub- und Koordinationen enthalten, ermittelt. Die Ergebnisse zeigen die Tendenz, dass inhaltsreiche und elaborierte Mindmaps zu inhaltsreicheren Texten führen. Hinsichtlich der Textlänge und der syntaktischen Komplexität wurden keine Korrelationen gefunden.
In this article, we present the results of an intervention study on process-oriented writing from students of German as a foreign language in a Swedish upper secondary school course 4 (equivalent to CEFR level B1). The article focuses on the students’ mind maps from the planning phase in process-oriented writing, to find out how these have in-fluenced text length and text design (correlation between the number of categories in the mind maps, text content and text length). We also examine syntactic complexity in the texts. Our aim is to find out to what extent syntactic complexity and text length correlate. Syntactic complexity was assessed by measuring the number of complex sentences (correct as well as incorrect) containing sub- and co-ordinations. The results showed that there is a tendency for content-rich and elaborated mind maps to lead to more content-rich texts. No correlations were found between text length and syntactic complexity.

Mit Lücken beglücken: Kleine statistische Beobachtung zum Einüben von Beschwerdebriefen

Joachim Grzega, Donauwörth (pages 22-32)

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Der Beitrag untersucht, wie man berufsbezogenene Schreibkompetenzen messbar verbessern kann. Dazu wurde zu Beginn eines B2-Deutsch-Berufssprachkurses der Texttyp „Beschwerdebrief“ in Online-Sequenzen über verschiedene Techniken eingeübt: Zuordnung ganzer Wörter in Textlücken; Ergänzung halber Wörter in Textlücken; Suche nach und Verbesserung von verschiedenartigen Fehlertypen; freies Schreiben (Aufgabenstellung in Telegrammstil und Bildern). Anfang und Ende bilden gleichartige Tests, um Kompetenzveränderungen in Orthographie, Grammatik, Wortschatz und pragmatischer Kompetenz zu messen. 8 Testpersonen (Tp) haben alle Teile mitgemacht. Ein t-Test mit ungleichen Varianzen (Signifikanz-Niveau 0,05) zeigt bei den Gesamtpunktzahlen eine leichte, aber signifikante Steigerung. Mit Blick auf den sprachsystemischen Teil ist eine signifikante Steigerung feststellbar. Bezüglich des sprachpragmatischen Teils zeigt sich bei sechs der acht Tp und beim Median für die Gruppe zwar ebenfalls eine Verbesserung, aber sie kann in statistischer Hinsicht nicht als signifikant bezeichnet werden. Die Auswertung legt nahe, dass sich ein Einstieg aus einem Text in zwei Lücken-Varianten (die für eine Lehrkraft auch relativ einfach vorzubereiten sind), einem Text zur Fehlerkorrektur und einer Aufgabe in freiem Schreiben als Hinführung zu dieser oder einer ähnlichen Textsorte unter realen Unterrichtsbedingungen lohnen. Dabei sollte allerdings vielleicht überdeutlich auf die Bedeutung der pragmalinguistischen Kompetenz hingewiesen werden.

Gendergerechte Personenreferenzen und ihre Integration in den universitären DaF-Unterricht: ein Experiment

Sabrina Link, Urbino, Italy (pages 33-55)

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Gendergerechtes Deutsch ist in aller Munde. Ob Medien, soziale Netzwerke oder Politik, das Thema ist omnipräsent. Dementsprechend gewinnt das Thema auch in Bezug auf den DaF/DaZ-Unterricht an Relevanz. Dennoch findet sich bisher kaum Forschung dazu und auch konkrete Unterrichtsvorschläge sind rar (Moghaddam 2010: 281; Rösler 2012: 8; Stark 2021: 1). Aus diesem Grund wurde eine Unterrichtseinheit zum Thema gendergerechte nominale Personenreferenzen für Lernende auf C1/C1.2-Niveau entworfen und erprobt. Um herauszufinden, wie die Lernenden das Thema und die Unterrichtseinheit wahrnehmen sowie inwiefern die Lernziele der Einheit – ein erfolgreiches passives Verständnis und eine aktive Anwendung von gendergerechtem Deutsch – erreicht wurden, füllten die Lernenden vor und nach der Einheit einen Fragebogen aus. Die Auswertung der Ergebnisse zeigte einerseits, dass sich die Lernenden über die Relevanz und Aktualität des Themas einig sind und eine Integration des Themas in den DaF-Unterricht unterstützen. Andererseits wurden deutlich, dass die entworfene Unterrichtseinheit noch einige Schwachstellen hat, die überarbeitet werden müssen, um somit in Zukunft eine erfolgreichere Vermittlung von gendergerechtem Deutsch im DaF-Unterricht zu garantieren.

Der Teufelsbund als Puppenspiel. Reflexionen zum Aufführungsbesuch eines Literaturklassikers und zu seiner Einbindung in den Unterricht

Dieter Hermann Schmitz, Tampere (pages 56-72)

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Im Fokus dieses Beitrags steht die Auswertung einer Aufführung von Goethes Tragödie Faust I als aufwändiges Figurentheater durch die Freiburger Puppenbühne im finnischen Tampere vom Oktober 2021. Genauer gesagt geht es um die Frage, wie der Einbezug eines Gastspiels in den universitären Literaturunterricht gelungen ist. Dass die didaktische Nutzung (multimedialer) Adaptionen eines Literaturklassikers einer alleinigen Lektüre vorzuziehen ist, versteht sich aufgrund der leichteren und lernmotivierenden Zugänglichkeit von Theater, Film, Comic usw. im Vergleich zu rein textbasierten Medien von selbst. Doch welche vorentlastenden Maßnahmen erwiesen sich für das Verständnis als hilfreich und wie sah die Rezeption bei den jungen Deutsch-Studierenden im Einzelnen aus? Die mithilfe eines Fragebogens erhobenen Meinungsbilder werden kontrastiert und gespiegelt von einer ähnlichen Befragung mit einer (älteren) Vergleichsgruppe und unterfüttert durch ein Leitfadeninterview mit den Theaterverantwortlichen. Die Ergebnisse legen nahe, dass Vorentlastungen auftretende Verständnisschwierigkeiten bei einem (sprachlich) sehr anspruchsvollen Werk wie Faust nur sehr bedingt verhindern können, sie aber dennoch unabdingbar sind. Noch wichtiger erscheint, dass sich solche organisatorisch zeitaufwändigen „Unterrichtseinheiten“ außerhalb des normalen Seminarraumgeschehens dennoch lohnen, da der persönliche Erlebnischarakter von Gastspielen und Theaterbesuchen vieles auszugleichen vermag. Junge Studierende zeigten sich dabei empfänglicher und begeisterungsfähiger als die Vergleichsgruppe.
This article focuses on the evaluation of a performance of Goethe’s tragedy Faust I as an artistic figurine theatre by the Freiburg Puppet Theatre in Tampere, Finland, in October 2021. More precisely, the article addresses the question of how successful the inclusion of a guest performance in a university literature course has been. It goes without saying that the didactic use of (multimedia) adaptations of a literary classic is preferable to reading alone, due to the easier and more learning-motivating accessibility of theatre, film, comics etc. compared to purely text-based media. The students were familiarised with the text beforehand, but which familiarisation measures proved helpful for comprehension and what did the reception on the part of the young German students look like in detail? The opinions collected with the help of a questionnaire are contrasted with, and mirrored by, a similar survey with an (older) comparison group and supported by a structured interview with the theatre professionals. The results suggest that preliminary familiarisation can prevent difficulties in understanding a (linguistically) very demanding work such as Faust only to a very limited extent, but is nevertheless indispensable. It seems even more important that such time-consuming “teaching sessions” outside of the normal seminar room are nevertheless worthwhile, since the personal experience factor of guest performances and theatre visits can compensate for a great deal. Young students proved to be more receptive and enthusiastic than the comparison group

Chunks als komplexes Sprachphänomen: ihre terminologische Vielfalt und ihre diversen Merkmale

Zhoufeng Wang, Erlangen (pages 73-94)

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Chunks sind komplexe Sequenzen, die häufig und bevorzugt zur Bewältigung bestimmter sprachlicher Aufgaben verwendet werden. Sie tragen wesentlich zur Idiomatizität und Natürlichkeit der Sprache bei und gelten als integraler Bestandteil der Sprache. Die Erforschung von Chunks erstreckt sich über verschiedene Disziplinen wie Phraseologie, Lexikografie, Korpuslinguistik, Soziolinguistik, Psycholinguistik und Landeskunde, wobei sie unterschiedlich bezeichnet und definiert werden. Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, die terminologische Vielfalt von Chunks mithilfe übersichtlicher Tabellen darzustellen und anhand verschiedener Definitionen sowie Beispiele ihre Merkmale zusammenzufassen, wobei der Fokus auf der deutschen Sprache liegt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Vielfalt an Begriffen und Definitionen von Chunks auf ihre diversen Merkmale und unterschiedlichen Forschungsansätze zurückzuführen ist. In verschiedenen Disziplinen werden bestimmte Begriffe bevorzugt, wobei bestimmte Merkmale hervorgehoben werden. Außerdem werden unterschiedliche Begriffe synonym verwendet. In diesem Kontext empfiehlt es sich, auf einen einheitlichen Begriff und eine einheitliche Definition zu verzichten. Zu beachten ist, dass die Vielfalt an Begriffe und Definitionen einen umfassenden Einblick in den Forschungsgegenstand ermöglichen kann.

Peer-Bewertung beim Asynchronen Lernen eines Chinesischen Blended-Learning-Deutschkurses. Eine Fallstudie

Jianpei Yang, Shanghai (pages 95-115)

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Peer-Bewertung ist seit langem eine didaktische Maßnahme in der Hochschullehre und ihre Implementierung wird in verschiedenen Fachbereichen kontinuierlich diskutiert. Die rasante Entwicklung digitaler Lehr- und Lernformen eröffnet Peer-Bewertung neue Einsatzmöglichkeiten. Im chinesischen DaF-Bereich wird die Integration von Peer-Bewertung in den digitalen Deutschunterricht jedoch weniger diskutiert. In der vorliegenden Arbeit wird versucht, die Integration der Peer-Bewertung unter dem Aspekt des asynchronen Lernens im Rahmen eines chinesischen Blended-Learning-Deutschkurses zu behandeln. Nach einer theoretischen Erörterung der Peer-Bewertung werden die Ergebnisse einer empirischen Untersuchung analysiert, Merkmale der chinesischen asynchronen Peer-Bewertung und didaktische Konsequenzen erörtert.

REVIEWS

Rezension von: Dreiecksbeziehung. Die Germanistik in Finnland und den beiden deutschen Staaten in den 1980er Jahren.
Hrsg. von Hartmut E. H. Lenk und Ulrike Richter-Vapaatalo, Helsinki, 2022

Sabine Grasz, Oulu (pages 116-121)

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